FRANKFURT (dpa-AFX) - Die gescheiterte Verfassungsreform in Italien hat dem deutschen Aktienmarkt am Montag nichts mehr anhaben können. Nachdem der Dax (DAX) in der vergangenen Woche im Vorfeld des Referendums noch knapp 2 Prozent eingebüßt hatte, kamen die Anleger nun wieder aus ihrer Deckung. Der deutsche Leitindex stand am Mittag um 1,41 Prozent höher bei 10 661,52 Punkten.
Die Mehrheit der Italiener hatte bei der Volksabstimmung am Sonntag eine Verfassungsänderung abgelehnt, mit der das System zweier gleichberechtigter Parlamentskammern abgeschafft und die Dauer von Gesetzesvorhaben verkürzt werden sollte. Allerdings war das Scheitern des Referendums bereits an den Märkten erwartet worden. Starke Kursschwankungen wie etwa bei der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November oder dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni blieben somit aus. Überdies wirkte der Ausgang der Bundespräsidenten-Wahl in Österreich zugunsten des Europa-freundlichen Alexander Van der Bellen beruhigend.
ERLEICHTERUNG ÜBER ÖSTERREICH
"Der Dax hat alle politischen Ereignisse mit der Wahl in Italien hinter sich gelassen und wie angekündigt war es fast egal, was herauskam", kommentierte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Nun könne die Weihnachtsrally beginnen.
Auch am breiteren Markt ging es wieder aufwärts: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen stand im Mittagshandel um 1,06 Prozent höher bei 20 747,65 Zähler und für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,80 Prozent auf 1699,91 Punkte nach oben.
Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand zuletzt ein Plus von 1,26 Prozent auf 3053,23 Zähler zu Buche. Sehr besonnen war auch die Reaktion an den Devisenmärkten: Der Euro gab zwar zunächst nach, konnte sich aber erholen und stand zuletzt nahezu unverändert. Auch an den Anleihemärkten hielten sich die Ausschläge in Grenzen.
BÖRSIANER: EZB DÜRFTE ES RICHTEN
Die Blicke richten sich nun auf die EZB, die am Nachmittag ihren Monatsbericht präsentiert und an diesem Donnerstag ihren Zinsentscheid bekannt geben wird. "EZB-Chef Mario Draghi hat in den Tagen voller Unsicherheit alle Gründe auf seiner Seite, geldpolitisch weiter auf dem Gas zu bleiben", schrieb Jochen Stanzl von CMC Markets.
Ähnlich sah es Dirk Gojny von der National-Bank: "Es dürfte nun einmal mehr die Aufgabe der EZB werden, für die Stabilisierung des Euroraums zu sorgen", kommentierte er. Vermutlich werde es nun aus dem EZB-Tower "den Auftrag geben, italienische Staatsanleihen einzukaufen, auch mehr als üblich", so Gojny.