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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Nervosität der Anleger von Autowerten bleibt hoch: Zwar haben sich die wegen des Abgas-Skandals tief gestürzten Volkswagen-Aktien (XETRA:VOWG) am Donnerstag weiter stabilisiert. Dafür gingen aber die Aktien von BMW (XETRA:BMWG) auf Talfahrt. Ein Pressebericht über angeblich zu hohe Abgaswerte belastete. Dieser zog zudem auch die Papiere von Daimler (XETRA:DAIGn) sowie andere europäische Autoaktien mit herunter.
Im insgesamt sehr schwachen Handelsumfeld verabschiedeten sich die VW-Vorzüge mit einem Plus von 0,58 Prozent auf 112,15 Euro, nachdem sie sich tags zuvor um rund 5 Prozent erholt hatten. Sowohl im Dax (DAX) als auch im EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) waren sie damit Favorit. Allerdings waren sie zwischen Montag und Mittwoch in der Spitze um 41 Prozent eingebrochen. Bevor die Gegenbewegung einsetzte, waren in den ersten Tagen dieser Woche somit bei VW annähernd 30 Milliarden Euro an Kapital vernichtet worden.
NUN ERWISCHT ES DIE ANDEREN AUTOTITEL
Die BMW-Papiere, die sich am Donnerstag zunächst noch der Erholungsbewegung bei VW angeschlossen hatten, büßten zum Handelsschluss 5,15 Prozent ein und landeten damit sowohl am Ende des Dax als auch des EuroStoxx 50. Zwischenzeitlich hatten die Papiere mehr als 9 Prozent verloren und und bei 72,05 Euro den tiefsten Stand seit zwei Jahren erreicht.
Die Daimler-Aktien sanken um 4,43 Prozent und hielten sich damit als zweitschwächster Wert im europäischen sowie im deutschen Leitindex nur geringfügig besser als BMW.
Während Händler bei VW von einer sich aktuell fortsetzenden Gegenbewegung sprachen, hielt sich ihre Überraschung wegen des Berichts der "Auto Bild" zu BMW eher in Grenzen. Der Zeitschrift zufolge überschritt ein Modell (X3 xDrive 20d) bei Straßentests des ICCT die europäische Abgasnorm (Euro-6-Grenzwert) deutlich. Die Händer verwiesen auf Expertenaussagen, denen zufolge Schummeleien von Autobauern bei Abgaswerten so alt wie die Emissionstests seien.
WINTERKORNS RÜCKTRITT: WEG FREI FÜR NEUANFANG
Mit Blick auf VW und den am Vortag bekanntgegebenen Rücktritt von Martin Winterkorn als Lenker des Wolfsburger Autokonzerns betonten gleich mehrere Analysten, dass dadurch nun der Weg für einen Neuanfang frei werde. Analyst Michael Raab vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sieht zudem gleich in zwei Kernpositionen einen "kompletten Generationenwechsel" auf VW zukommen: Denn im November, so erinnerte er, rücke Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat und dann stehe dadurch auch die Ernennung eines neuen Finanzchefs an.
KREISE: PORSCHE-CHEF MÜLLER SOLL AUF WINTERKORN FOLGEN
Unterdessen wurde am späten Donnerstagnachmittag bekannt, dass der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller wohl die besten Chancen als Nachfolger von Winterkorn hat. Die Entscheidung soll am Freitag bei einer Sitzung des VW-Aufsichtsrats fallen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfuhr.
Doch wer auch immer in die Fußstapfen von Winterkorn tritt, er dürfte laut Raab dennoch vor den gleichen Herausforderungen stehen. Neben enorm hohen finanziellen Auswirkungen gilt es laut Experten nun, den Imageschaden und die eingebüßte Reputation von VW samt ihrer Folgewirkungen auf kommerzieller Ebene wieder in den Griff zu kriegen.