FRANKFURT (dpa-AFX) - Die schwachen Verkehrszahlen von Fraport (XETRA:FRAG) und Lufthansa (XETRA:LHAG) sorgen am deutschen Aktienmarkt für Besorgnis. Die Papiere des Flughafenbetreibers rutschten nach der Veröffentlichung der Verkehrszahlen für den Monat Mai im Mittagshandel am Freitag um rund dreieinhalb Prozent ab. Die Aktien der Lufthansa, die bereits am Vortag nach mauen Mai-Daten nachgegeben hatten, belasteten am Freitag vor allem der vorzeitige Abgang der bisherigen Finanzchefin Simone Menne: Die Anteilsscheine büßten zuletzt knapp 5 Prozent auf 11,41 Euro ein. Damit notierten sie so tief wie zuletzt Anfang September 2015.
Die Lufthansa-Papiere sind bereits seit Anfang Mai nahezu ungebrochen im Rückwärtsgang. Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet verwies darauf, dass die Lufthansa bereits bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Quartal die Kapitalmärkte auf einen schlechten Monat Mai eingestellt habe. Aus seiner Sicht ist das negative Umfeld für Lufthansa aber bereits im Aktienkurs berücksichtigt. Allerdings könnte der Abgang von Finanzchefin Menne zu einer negativen Dynamik führen, glaubt der Analyst.
LIBERUM: MENNES TIMING UND GRÜNDE VERWUNDERN
Die vorzeitige Vertragsauflösung von Menne komme überraschend, kommentierten denn auch die Experten des britischen Analysehauses Liberum. Sie zeigten sich insbesondere vom Timing und den Gründen für die vorzeitige Vertragsauflösung verwundert - die Managerin will sich anderen beruflichen Optionen widmen.
Die Anleger hofften nun auf Klärung und mehr Sicherheit, so die Liberum-Experten. Bei dem an diesem Tag anstehenden Investorentag zur Billigtochter Eurowings biete sich hierfür der Airline nun eine Gelegenheit. Bereits vor einigen Tagen hatten die Liberum-Experten sich besorgt über die Lufthansa geäußert und ihr Kursziel für die Aktie gesenkt: "Die Kosten sind nicht wettbewerbsfähig, die Gewerkschaften stellen sich gegen notwendige Reformen und in allen wichtigen Bereichen macht der Wettbewerb zu schaffen", schrieben die Experten Ende Mai.
EXPERTEN SEHEN FRAPORT-ZIELE IN GEFAHR
Bei Fraport hatte sich im vergangenen Monat nach Konzernangaben vor allem die Zurückhaltung der Reisenden bei Zielen in die Türkei und zu den afrikanischen Mittelmeer-Zielen bemerkbar gemacht. Nach den jüngsten Anschlägen in Europa seien zudem weniger Passagiere aus Fernost und insbesondere aus Japan gekommen.
Dass auch die Zahlen für Fraport schlecht ausfielen, war nach den Daten des größten Kunden Lufthansa zwar keine Überraschung mehr - einige Experten befürchten aber inzwischen, dass der Flughafenbetreiber seine Ziele für das laufende Jahr zu hoch gesteckt haben könnte: Fraport sei vor allem durch die Reduzierung von Lufthansa-Kapazitäten am Frankfurter Flughafen betroffen, erläuterte Commerzbank-Analyst Johannes Braun. Dieser Trend sollte auch im Sommer anhalten, so der Experte.
Das Fraport-Ziel, das Passagierwachstum um 1 bis 3 Prozent in diesem Jahr zu steigern, erscheine damit zunehmend ambitioniert, so Braun. Hinzu komme, dass auch der Abschwung an dem von Fraport betriebenen Flughafen im türkischen Antalya anhalte. Dort mache sich der deutliche Schwund von Reisenden aus Deutschland und Russland weiterhin bemerkbar.
LAMPE SIEHT FRAPORT-RISIKEN EINGEPREIST
Auch aus Sicht von Equinet-Experte Jochen Rothenbacher könnten die Fraport-Jahresziele nun in Gefahr sein. Es sei nun eine gute Sommer-Saison vonnöten, um diese noch zu retten. Aus Sicht von Stephan Bauer vom Bankhaus Lampe bleibt die Fraport-Aktie gleichwohl einen Kauf wert: Denn der Kurs spiegele bereits die Herausforderungen wider, mit denen das MDax-Unternehmen zu kämpfen habe, schrieb der Branchenexperte in einer Studie vom Freitag.