FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien europäischer Ölkonzerne haben am Dienstag an ihre Rally vom Vortag wegen des Ölpreisschocks angeknüpft. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Oil & Gas (STOXX Europe 600 Oil & Gas) rückte am Morgen als führender in der Sektorwertung um ein Prozent vor. Er schaffte es damit wie auch die meisten Branchenwerte über sein Vortagshoch, was auf Anschlusskäufe hindeutet. Während der Ölpreis etwas nachgab, brachten optimistische Analystenkommentare neuen Rückenwind.
Mit Blick auf die Einzelwerte gehörten Shell (7:RDSa) und BP (3:BP) mit Anstiegen von bis zu 1,5 Prozent im Londoner FTSE 100 zu den größten Gewinnern. Gleiches galt für Total (PA:TOTF) im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) mit einem Anstieg um 2,2 Prozent, während Eni (6:ENI) dort mit einem Plus von 0,3 Prozent etwas hinterher hinkten. Der italienische Ölkonzern hatte am Dienstag von einem Unfall in einer Raffinierie nahe der italienischen Stadt Pavia berichtet.
Am Vortag waren die Branchenwerte von dem Angriff auf eine bedeutende Raffinerie in Saudi-Arabien und einem daraufhin sprunghaft gestiegenen Ölpreis beflügelt worden. Nun äußerte sich JPMorgan (NYSE:JPM) in Erwartung eines global ansteigenden Energiebedarfs positiv zum Sektor, den Experte Christyan Malek in einer aktuellen Studie wegen guter Preisaussichten und einer attraktiven Bewertung auf "Overweight" hochstufte. Einzig für Eni gibt er sich nicht optimistisch, die Italiener nahm er mit "Underweight" in die Bewertung auf. Den Eurostoxx-Spitzenreiter Total stufte er auf "Overweight" hoch. Der "Top Pick" des Experten ist Shell.
Auch Analyst Oswald Clint von Bernstein Research äußerte sich unabhängig von der jüngsten Krisensituation optimistisch zum Sektor, der bei seiner Vielzahl von Ölförderprojekten zuletzt rentabler geworden sei. Dies spreche für seine ungebrochen positiven Einschätzung des Sektors, mit der er zuletzt am Markt einer der letzten Optimisten gewesen sei.
Die Ölpreise dagegen revidierten am Dienstag einen kleinen Teil ihres starken Anstiegs vom Vortag. Zum Wochenstart hatte der Drohnenangriff auf den Ölriesen Saudi-Arabien seine Spuren hinterlassen. Die Attacke verursachte einen der größten abrupten Produktionsausfälle aller Zeiten. Nach dem Ölpreisschock habe sich die Lage zuletzt wieder etwas beruhigt, war am Markt zu hören. Die entscheidende Frage sei nun, wie schnell Saudi-Arabien die Ölanlagen wieder instandsetzen kann.