FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachlassende Gaspreise bringen am Freitag ein wenig Erleichterung für die Anleger von Uniper (ETR:UN01) . Die Papiere des Kraftwerkbetreibers, der besonders viel Gas importiert und deshalb auf staatliche Hilfe angewiesen ist, kehrten mit einem Kurssprung um bis zu 13,7 Prozent zeitweise über die Fünf-Euro-Marke zurück. Zuletzt betrug das Plus noch 8,5 Prozent auf 4,98 Euro. Erst am Mittwoch hatten sie mit 4,19 Euro ihr Rekordtief markiert.
Am Markt wurde darauf verwiesen, dass der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas am Freitag um etwa sieben Prozent fiel und damit nahe an der 200-Euro-Marke blieb. Erst zu Wochenbeginn war er wegen des vorläufigen Lieferstopps über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 noch in Richtung 300 Euro in die Höhe geschnellt. Damit nimmt aktuell der Druck, unter dem Versorger (NYSE:XLU) wie Uniper stehen, wieder etwas ab. Denn den Konzernen fehlt russisches Gas, das sie eigentlich billig einkaufen. Um ihre Kunden dennoch beliefern zu können, müssen sie Gas am Markt zu hohen Preise zukaufen.
Auch EnBW (ETR:EBKG) bekommt dies zu spüren: Die Mehrheitsbeteiligung des Karlsruher Energieversorgers, der Gasimporteur VNG, will an diesem Freitag beim Bundeswirtschaftsministerium einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen stellen. Die EnBW-Papiere reagierten darauf bei kleinem Handelsvolumen zunächst mit einem Kursrutsch um mehr als zehn Prozent auf ein Tief seit Februar. Sie holten dies aber mit der sich verbessernden Stimmung fast wieder auf, indem sie zuletzt nur noch ein halbes Prozent einbüßten.
Im Blick steht nun ein Treffen der EU-Energieminister an diesem Freitag, auf dem Vorschläge der EU-Kommission beraten werden, wie Verbraucher und Unternehmen bei den hohen Energiekosten entlastet werden können. Preisdeckel, Gewinnabschöpfung bei Profiteuren hoher Energiepreise und Stromsparzwang - das sind die Schlagworte, mit denen sie sich in der gegenwärtigen Notlage auseinandersetzen müssen. Zur Debatte steht auch ein Vorstoß der EU-Kommission zur Beschränkung der russischen Einnahmen aus Gasgeschäften.
Der Versorgersektor hinkte dem generell starken Marktumfeld aber hinterher - auch wegen der Diskussion darüber, übermäßige Gewinne von nicht notleidenden Stromproduzenten abzuschöpfen. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Utilities war trotz eines Anstiegs um 0,9 Prozent letzter in der Sektorwertung. RWE (ETR:RWEG) konnten mit einem Anstieg um ein halbes Prozent nicht Schritt halten mit dem Dax , der zuletzt 1,3 Prozent gewann.