FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Börse in Istanbul ist nach der Parlamentswahl in der Türkei am Montag schwer unter Druck geraten. Der Istanbul-100-Index rutschte gleich zur Eröffnung um 8,15 Prozent ab auf 75 268 Punkte. Das war der niedrigste Stand seit Oktober. Im frühen Handel stabilisierte sich das wichtigste türkische Aktienbarometer nur zaghaft. Der Leitindex lag zuletzt 5,57 Prozent tiefer bei 77 382 Punkten.
Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei der Parlamentswahl in der Türkei steht die islamisch-konservative AKP vor einer schwierigen Regierungsbildung. Nach vorläufigen inoffiziellen Ergebnissen kam die AKP auf rund 41 Prozent der Stimmen - nach knapp 50 Prozent vor vier Jahren. Die Experten erklären die Unsicherheit an den Kapitalmärkten auch damit, dass vorgezogene Neuwahlen nicht ausgeschlossen sind, wenn keine Koalition verkündet werden kann in den kommenden zwei Wochen.
Unter anderem wurden die Bankenwerte schwer in Mitleidenschaft gezogen: Die Papiere von Turkiye Halk Bankasi verloren 9,16 Prozent auf 11,90 Lira, die Aktien von Turkiye Vakiflar Bankasi verbilligten sich um 9,38 Prozent.
Die Wahlniederlage von Erdogan sorgte ebenfalls für Turbulenzen bei Staatsanleihen, die klare Verluste hinnehmen mussten. Im Gegenzug ging es mit den Renditen nach oben. Bei türkischen Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren legte die Rendite um 0,07 Prozentpunkte auf 4,70 Prozent zu.
Auch bei der türkischen Währung sorgte die Wahl für einen Ausverkauf. Zum Wochenauftakt war die Lira im Handel mit dem US-Dollar um 5,40 Prozent gefallen und erreichte ein neues Rekordtief. Für 1 Dollar mussten am Morgen knapp 2,80 Lira gezahlt werden - so viel wie noch nie. Experten der Commerzbank rechnen in den kommenden Tagen mit stärkeren Kursschwankungen bei der Lira. Sollte die Unsicherheit über die Regierungsbildung in der Türkei beendet sein, werde dies die Lira nach Einschätzung der Commerzbank wieder etwas stützen.