WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat am Donnerstag schwächer geschlossen. Der ATX (ATX) fiel um 1,17 Prozent auf 2208,31 Punkte. Der Leitindex hinkte bereits im Frühhandel den meisten europäischen Aktienbörsen hinterher und weitete den Abstand zu übrigen Handelsplätzen im weiteren Verlauf aus. Vor allem die schwachen Ölpreise und die erhöhte Furcht vor einer Deflation laste auf den Aktienmärkten, hieß es.
Dabei wurden neue Geldspritzen durch die Europäischen Zentralbank (EZB) am Vormittag etwas wahrscheinlicher: Denn die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB stießen auch in ihrer zweiten Runde auf mäßige Nachfrage. Wie die EZB mitteilte, wollen insgesamt 306 Banken auf Langfristkredite in Höhe von 129,8 Milliarden Euro zurückgreifen. Das geringe Interesse an den insgesamt 400 Milliarden Euro großen Refinanzierungen erhöht laut Analysten die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB schon bald ungewöhnliche Maßnahmen wie den Ankauf von Staatsanleihen beginnen könnte.
Leichte Unterstützung lieferte den Börsen in Europa am Nachmittag die Wall Street, die nach soliden US-Konjunkturdaten fester eröffnet hatte. Denn die US-Einzelhändler starteten stark ins Weihnachtsgeschäft und steigerten ihre Umsätze so klar wie seit acht Monaten nicht mehr. Zudem fielen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe leicht, während Experten eine Stagnation erwartet hatten. Dies verhalf einigen europäischen Indizes zu einem kleinen Plus, der ATX grenzte sein Minus immerhin noch etwas ein.
Unter den Einzelwerten rückte die Aktie der EVN (EAV:EVN) (FSE:EVN) in den Fokus: Der niederösterreichische Versorger machte im Gesamtjahr 2013/14 einen Verlust von 299 Millionen Euro, nach einem Vorjahresgewinn von 109,3 Millionen Euro. Neben dem milden Winter hätten vorrangig Abschreibungen von 269,5 Millionen Euro dazu beigetragen, teilte EVN mit. Trotzdem wolle man wieder eine Dividende von 42 Cent je Aktie zahlen. Die EVN-Aktie verlor 0,39 Prozent auf 10,19 Euro.
Für das neue Geschäftsjahr 2014/15 (per 30.9.) ist EVN optimistisch und rechnet mit einem über dem "Normaljahr" 2012/13 liegenden Konzernergebnis. Die Analysten der Deutschen Bank sahen in einer ersten Reaktion auf das niederösterreichische Zahlenwerk keinen Anlass zur Änderung ihrer Einschätzung und bestätigten ihre neutrale Empfehlung "Hold" und ihr Kursziel von 11 Euro.
Gekürzt haben die Deutsche-Bank-Experten hingegen ihr Kursziel für die Aktien der OMV (EAV:OMV) (FSE:OMV), und zwar von 31 auf 28 Euro. Ihr Votum lautet weiter "Hold". Die Aktien des Ölkonzerns zählten mit einem Minus von 2,51 Prozent auf 21,00 Euro zu den größten Verlierern in Wien, ebenso wie die Papiere des Branchenkollegen SBO mit minus 4,53 Prozent. Schwächster Wert waren die Aktien der Raiffeisen Bank International (FSE:RAW) (EAV:RIBH), die entgegen der Marktaufhellung im Späthandel ihre Verluste ausweiteten und 4,84 Prozent auf 14,75 Euro fielen.