Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf eine Verschiebung der erwarteten US-Zinserhöhung haben sich Anleger am Freitag mit Aktien eingedeckt.
Der Dax gewann 1,1 Prozent auf 10.651 Punkte und der EuroStoxx50 1,5 Prozent auf 3063 Zähler. Gleichzeitig geriet die US-Währung unter Verkaufsdruck. Der Euro verteuerte sich binnen Minuten um einen guten halben US-Cent auf bis zu 1,1251 Dollar. Das Pfund Sterling markierte mit 1,3344 Dollar ein Vier-Wochen-Hoch.
Genährt wurden die Spekulationen von enttäuschenden US-Beschäftigungszahlen, die für die Notenbank Fed ein wichtiger Entscheidungsfaktor sind. Unternehmen schufen im August außerhalb der Landwirtschaft 151.000 neue Jobs. Von Reuters befragte Analysten hatten ein Plus von 180.000 vorhergesagt. Die Arbeitslosenquote lag mit 4,9 Prozent ebenfalls über den Erwartungen.
"Das war ein bestenfalls mittelmäßiger Arbeitsmarktbericht", urteilte Tom Porcelli, Chef-Volkswirt für die USA bei der Investmentbank RBC Capital Markets. Die Diskussion um eine US-Zinserhöhung im September sei nun vom Tisch. Für Mohamed El-Erian, den Chef-Berater der Allianz (DE:ALVG), ist die Notenbank Fed in einer schwierigen Lage. "Die Zahlen sind nicht stark genug, um eine Zinserhöhung im September zu rechtfertigen. Aber sie sind solide genug, um eine hitzige Diskussion um die Geldpolitik und die Nebenwirkungen langfristig ultraniedriger Zinsen anzustoßen."
ROHSTOFFE IM AUFWIND
Unterdessen nutzten einige Investoren die Abwertung des Dollar, um sich mit Rohstoffen einzudecken - denn diese sind dadurch für diejenigen außerhalb der USA günstiger. Gold verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1322,61 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gewann sogar 1,7 Prozent auf 46,21 Dollar je Barrel (159 Liter). Ihr Preis war wegen der weltweiten Überproduktion in den vergangenen Tagen um sieben Prozent gefallen.
FUSIONSFIEBER IN DER BANKENBRANCHE GEHT ETWAS ZURÜCK
Am Aktienmarkt kam die Kursrally der Finanzwerte vorerst zum Erliegen. Der europäische Banken-Index, der in den vergangenen beiden Tagen wegen Spekulationen auf eine heranrollende Fusionswelle bis zu fünf Prozent gewonnen hatte, kam kaum vom Fleck. Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG) blieben ebenfalls kaum verändert. Die italienische HVB-Mutter Unicredit (MI:CRDI) büßte sogar 1,5 Prozent ein.
Unterdessen brachen die Titel des Öltanker-Vermieters SBM Offshore in Amsterdam um bis zu 13,9 Prozent ein. Brasilianische Staatsanwälte hatten einen 328,2 Millionen Dollar schweren Vergleich im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um den staatlichen brasilianischen Ölkonzern Petrobras (SA:PETR3) abgelehnt. Damit droht SBM ein Verfahren.