Investing.com - Während der Aktienmarkt von einer fulminanten Rallye der Technologiewerte profitiert hat, stehen einige erfahrene Investoren weiterhin skeptisch an der Seitenlinie. Unter ihnen befinden sich auch die renommierten Chefstrategen von Morgan Stanley (NYSE:MS), die trotz des jüngsten Höhenflugs der Tech-Titel ihre bärische Einschätzung bekräftigten. In einem exklusiven Interview mit Bloomberg Television lieferten sie kürzlich einen Einblick in ihre bedenkliche Haltung.
"Unsere Einschätzung hat sich nicht geändert", so die Experten. Mike Wilson, der Chefstratege bei der US-Bank, ist für seine bärische Haltung gegenüber dem US-Aktienmarkt bekannt. Seit letztem Jahr warnt der Dauerbär bei jeder Gelegenheit vor einem tiefen Fall, vor allem wegen der immer noch sehr ambitionierten Gewinnschätzungen.
Die "stürmische Rallye" im vierten Quartal sei von "Old Economy"-Titeln angeführt worden, zu denen Finanz-, Industrie-, Energie- und Rohstoffwerte gehörten, und habe auf der Story von der Wiedereröffnung Chinas beruht, "die legitim war".
Zu diesem Zeitpunkt hinkten die Technologiewerte natürlich noch hinterher. Doch nun sehe es so aus, als sei "der Tech-Sektor auf dem Weg zum Mond".
Morgan Stanley zufolge sei der Bärenmarkt deshalb aber noch nicht vorbei. Das, was aktuell passiere, sei lediglich eine Bärenmarktrallye. Die Strategen fügten hinzu: "Das ist genau das, was Bärenmärkte tun".
Eine Bärenmarktrallye ist ein kurzer Moment des Aufschwungs inmitten der finsteren Marktstimmung, ein Funken Hoffnung in einer scheinbar aussichtslosen Lage. Ausgelöst durch überraschende Unternehmensnachrichten, geldpolitische Wendungen oder technische Marktindikatoren, bietet sie kurzlebige Chancen für gewiefte Investoren, die den richtigen Riecher haben, bevor es wieder abwärts geht.
Der Nasdaq 100, der bekannte Tech-Titel wie NVIDIA (NASDAQ:NVDA), Meta Platforms (NASDAQ:META) oder AMD (NASDAQ:AMD) enthält, legte in diesem Jahr bereits um über 30 % zu. Dagegen steht beim marktbreiteren S&P 500 lediglich ein Plus von rund 10 % zu Buche, der Dow Jones-Index, der vor allem mit Old-Economy-Titeln gespickt ist, steht sogar knapp im Minus.
"Bärenmärkte sind darauf ausgelegt, Sie zu täuschen, zu verwirren und Sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die Sie nicht tun wollen", hieß es weiter. "Wir glauben, dass der Hauptgrund für die diesjährige Rallye die erhöhte Liquidität war."
Per Saldo glauben die Fachmänner, dass die fundamentale Ausgangslage die aktuelle Entwicklung der Aktien nicht stütze und dass die zweite Jahreshälfte "wahrscheinlich etwas unruhiger und abwärts gerichtet sein wird".