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Aktionäre nehmen Deutsche-Börse-Chef Kengeter ins Visier

Veröffentlicht am 17.05.2017, 15:40
© Reuters. Kengeter, CEO of Deutsche Boerse attends the initial public offering of Scale at the Frankfurt stock exchange in Frankfurt,
LSEG
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- von Andreas Kröner

Frankfurt (Reuters) - Die Aktionäre der Deutschen Börse haben Vorstandschef Carsten Kengeter wegen der geplatzten Fusion mit der London Stock Exchange (LON:LSE) und eines Ermittlungsverfahrens gegen ihn scharf kritisiert.

"Der Umstand, dass gegen den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse wegen Insider-Handels ermittelt wird, ist an Peinlichkeit nicht zu übertreffen und stellt einen erheblichen Imageschaden für unser Unternehmen da", sagte Andreas Lang von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Martin Weimann von der Verbraucherzentrale für Kapitalanleger (VzfK) fordert einen Rücktritt Kengeters. "Meines Erachtens brauchen wir einen personellen Neuanfang."

Kengeter wies die Kritik zurück und will das Angebot von Deutschlands größtem Börsenbetreiber in den kommenden Jahren ausbauen - besonders im Handel und im Datengeschäft. "Wir sind davon überzeugt, mit dieser geschärften Strategie den Wachstumspfand weiter zu gehen, auf dem wir uns bereits vor dem geplanten Zusammenschluss befunden haben." Ohne die Fusion müsse die Deutsche Börse nun eben in kleineren Schritten wachsen, sagte Kengeter. Der Konzern sei dabei weiter offen für Übernahmen, Partnerschaften und Beteiligungen.

Aus Sicht vieler Aktionäre muss der langjährige Investmentbanker nun unter Beweis stellen, dass er auch ohne Fusion der richtige Chef für die Deutsche Börse ist. "An der Spitze unseres Unternehmens braucht es künftig keinen Dealmaker, sondern einen Strategen, der die vorhandenen Stärken erkennt und ausbaut", mahnte Aktionärsvertreter Lang.

"WIE BLAUÄUGIG KANN MAN NUR SEIN?"

Die EU-Wettbewerbshüter haben die gut 25 Milliarden Euro schwere Fusion mit der LSE im März untersagt, nachdem die LSE eine Auflage der Behörde nicht erfüllt hatte. Der wahre Grund für das Scheitern der Verschmelzung war Insidern zufolge jedoch der politische Widerstand gegen die Transaktion nach dem Brexit und den geplanten Firmensitz der Mega-Börse in London. "Wie blauäugig kann man nur sein zu glauben, die deutsche Börsenaufsicht werde im Brexit-Fall einen Unternehmenssitz außerhalb der EU erlauben?", fragte Lang. "Wie dilettantisch muss man sein zu glauben, man könne im Brexit-Fall gegebenenfalls wichtige Eckpunkte noch nachverhandeln?"

Die Hauptschuld sehen viele Aktionäre bei Kengeter und Aufsichtsratschef Joachim Faber. "Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", forderte VzfK-Vertreter Weimann. "Hier müssen jetzt Konsequenzen gezogen werden." Die meisten Großaktionäre der Deutschen Börse, die auf der Hauptversammlung in der Frankfurter Jahrhunderthalle nicht auftraten, haben sich dagegen hinter die Führungsspitze gestellt.[nL8N1ID7I6] Aus ihrer Sicht müsste Kengeter nur abtreten, wenn die Staatsanwalt im Insider-Verfahren Anklage gegen ihn erhebt.

"WERDEN UNS DARÜBER GEDANKEN MACHEN"

© Reuters. Kengeter, CEO of Deutsche Boerse attends the initial public offering of Scale at the Frankfurt stock exchange in Frankfurt,

Kengeter hat im Dezember 2015, gut zwei Monate vor Bekanntwerden der LSE-Fusionsgespräche, in großem Stil Deutsche-Börse-Aktien gekauft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er damals bereits über den LSE-Deal verhandelte. Die Vorwürfe sind laut Faber unbegründet. Das habe auch eine Untersuchung der Anwaltskanzlei Noerr ergeben.

Der Aufsichtsrat will Kengeters Vertrag, der nur noch bis Ende März 2018 läuft, Insidern zufolge allerdings ungern verlängern, bevor die Staatsanwaltschaft über den Fortgang des Insider-Verfahrens entschieden hat. Das Gremium habe noch einige Monate Zeit, um sich mit dem Thema zu befassen, sagte Faber. Er wolle in diesem Zusammenhang aber "gerne noch einmal ausdrücklich betonen: Der Aufsichtsrat hat Herrn Kengeter sein volles Vertrauen ausgesprochen."

Über Kengeters Vergütung will sich Faber nach der Kritik von Aktionären allerdings erneut Gedanken machen. "Natürlich nehmen wir Ihre Anregungen sehr gerne auf und werden uns darüber Gedanken machen." Die Deutsche Börse werde überprüfen, ob ein für Kengeter aufgelegtes Aktienprogramm in "höchst hypothetischen Fallkonstellation" zu Ergebnissen führen könne, "die wir nicht beabsichtigen". Kengeter hat 2015 Ansprüche auf Zahlungen erhalten, deren Höhe von der Entwicklung des Unternehmens in den kommenden Jahren abhängt. Nach Berechnungen von Aktionären können im Extremfall 30 bis 40 Millionen Euro fließen. "Ich glaube, das ist einfach nicht vermittelbar", kritisierte Aktionär Christian Strenger - und forderte Faber auf, eine Obergrenze einzuziehen.

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