Jeff Bezos wird im dritten Quartal 2021 den Chefsessel bei Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) räumen. Diesen Schritt dürften die wenigsten Amazon-Investoren erwartet haben. Insgeheim hofft man immer, dass der Unternehmensgründer ewig weitermacht.
Doch nun ist es auch bei Amazon so weit. Der Gründer tritt ab – die nächste Generation darf den Laden weiterführen.
Ist das ein schlechtes Signal für die Amazon-Aktie? Auf gar keinen Fall! Prominente Vorbilder zeigen, wie es jetzt mit dem Prunkstück des internationalen E-Commerce weitergehen könnte.
Der AWS-Chef übernimmt Amazon war und ist für mich der Händler des Vertrauens. Egal, wie ausgefallen meine Wünsche sind – Amazon schafft jede logistische Schwierigkeit im Handumdrehen.
Doch Amazon ist nicht nur Einzelhändler, sondern auch einer der größten IT-Dienstleister aller Zeiten. Der hauseigene Cloud-Service AWS (Amazon Web Services) ist die Grundlage von beinahe jedem modernen SaaS-Produkt (SaaS: Software as a Service).
Der Chef ebenjener höchst erfolgreichen Cloud-Abteilung – Andy Jassy – soll bald der Nachfolger von Jeff Bezos werden. Das klingt nach einer guten Entscheidung.
Zumal Jeff Bezos ja nicht aus der Welt ist. Er wechselt in den Aufsichtsrat und kann auch von dort aus einige Strippen ziehen.
Amazon könnte das neue Siemens (DE:SIEGn) werden Schon viele andere Unternehmen mussten ihre Gründer ziehen lassen. Das war sicher immer ein großer Schritt. Aber war das gleichzeitig auch der Anfang vom Untergang?
Werner von Siemens weilt seit 1892 nicht mehr unter uns. Trotzdem ist das Unternehmen, das seinen Namen trägt, noch immer putzmunter. Zuletzt wagte sich die Siemens-Aktie an ein neues Allzeithoch heran (Stand für diese Zahl und alle weiteren Zahlen: 02.02.2021).
Doch es gibt auch Positivbeispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Insbesondere aus dem IT-Sektor.
Microsoft-Gründer Bill Gates zog sich im Jahr 2008 aus dem Tagesgeschäft zurück. Der Microsoft-Aktie hat das nicht geschadet. Seit dem Rückzug von Bill Gates verteuerte sich der IT-Klassiker um rund 850 %.
Apple-Gründer Steve Jobs legte einen unfreiwilligen Abgang hin. Vor seinem Tod im Jahr 2011 übertrug er alle Geschäfte auf Tim Cook, der auch heute noch gewissenhaft das Apple-Erbe pflegt.
Für die Innovationskraft von Apple mag der Verlust von Steve Jobs ein harter Schlag gewesen sein. Die Aktie floriert trotzdem. Seit dem Abgang des Gründers verteuerte sich die Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL) um rund 900 %.
Der Laden läuft – auch ohne Jeff Bezos Die erste Generation baut auf. Die zweite Generation hält. Die dritte Generation verliert alles wieder.
Letzteres muss nicht unbedingt sein, wie das Siemens-Beispiel zeigt. Doch an den ersten beiden Schritten ist aus meiner Sicht durchaus etwas dran.
Jeff Bezos ist und bleibt das Superhirn von Amazon. Da darf man sich nichts vormachen.
Doch der Laden läuft – im Zweifel auch ohne Hirn. Überspitzt gesagt: Ein Toastbrot könnte Amazon im aktuellen Zustand am Leben erhalten. Ich liebe solche Aktien!
Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn (NYSE:LNKD) und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft (NASDAQ:MSFT). The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Apple und Microsoft und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon.
Motley Fool Deutschland 2021