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Amerikaner scheiden aus Poker um Börsen-Fusion aus

Veröffentlicht am 04.05.2016, 18:56
© Reuters. File photo of a worker sheltering from the rain as he passes the London Stock Exchange in the City of London

- von Andreas Kröner

Frankfurt/New York (Reuters) - Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter und LSE-Boss Xavier Rolet kommen ihrem Traum von einer europäischen Mega-Börse näher.

Der US-Konkurrent ICE, der mit einer Gegenofferte für die London Stock Exchange (LSE) geliebäugelt hatte, zog sich am Mittwoch frustriert aus dem Poker zurück. Er habe ein Jahr lang vergeblich versucht, sich mit dem LSE-Management zu treffen, klagte ICE-Chef Jeffrey Sprecher. Das Engagement der LSE sei "enttäuschend" gewesen.

Durch den Rückzug von Sprecher, der für sein aggressives Vorgehen in Übernahmeschlachten bekannt ist, steigen die Chancen, dass der Zusammenschluss von Deutscher und Londoner Börse im dritten Anlauf gelingt. Die Aktien der Frankfurter schossen rund sieben Prozent nach oben und waren damit mit Abstand größter Gewinner im Dax. LSE-Papiere brachen zeitweise um zehn Prozent ein, weil ein Wettbieten um die Londoner Börse unwahrscheinlicher geworden ist.

Die Deutsche Börse und die LSE wollen durch ihren gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss einen europäischen Champion bilden, der den deutlich größeren Konkurrenten aus den USA und Asien Paroli bieten kann. Eine Gegenofferte der ICE, die im März offiziell Interesse an der LSE bekundet hatte, galt dafür neben der Zustimmung der Aufsichtsbehörden als größtes Hindernis. Banker halten es aber für denkbar, dass noch ein anderer Konkurrent seinen Hut in den Ring wirft - etwa die Chicago Mercantile Exchange (CME). Neue Bieter hätten allerdings mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie die ICE, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person.

BREITSEITE GEGEN DAS "UNTERNEHMEN AUS ATLANTA"

Sprecher hat die Intercontinental Exchange (ICE) 2000 gegründet und sie binnen weniger Jahre durch mehrere spektakuläre Übernahmen zu einem der größten Börsenbetreiber weltweit gemacht. 2013 schluckte er die altehrwürdige New York Stock Exchange und damit auch die in London ansässige Derivate-Börse Liffe. Der Versuch, auch die LSE zu kaufen, stieß in London jedoch auf wenig Gegenliebe.

LSE-Chef Rolet machte mehrfach deutlich, dass er lieber einen Zusammenschluss auf Augenhöhe mit der Deutschen Börse will als eine Übernahme durch die ICE. Er wolle nicht, dass ein Unternehmen die LSE aufspalte und alles zerstöre, was man in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, sagte er in einem Interview. "Ein Unternehmen aus Atlanta wird sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie sich die europäische Industrie finanziert." Experten gehen zudem davon aus, dass europäische Aufsichtsbehörden einer feindlichen Übernahme der LSE nicht zugestimmt hätten.

"EIN WARTEN WAR FÜR UNS NICHT MÖGLICH"

© Reuters. File photo of a worker sheltering from the rain as he passes the London Stock Exchange in the City of London

Mit den verfügbaren Informationen habe die ICE nicht erhärten können, dass ein Zusammenschluss mit der LSE vorteilhaft für Märkte und Aktionäre sei, erklärten die Amerikaner. Erschwerend kam für sie die Unsicherheit über ein mögliches Austreten Großbritanniens aus der EU hinzu. Im Fall eines "Brexit", über den erst am 23. Juni abgestimmt wird, würde der Wert der LSE aus Sicht von Analysten sinken. Für die ICE wäre es deshalb ein großes Wagnis gewesen, im Vorfeld des Referendums ein attraktives Angebot für die Londoner Börse auf den Tisch zu legen.

Deutsche-Börse-Chef Kengeter wusste schon länger, dass US-Konkurrenten Interesse an der LSE haben, wie er am Dienstagabend erzählte. Deshalb sei er den Amerikanern mit seinen Fusionsplänen zuvorgekommen. "Ein Warten war für uns nicht möglich, obwohl es uns sicherlich viele Fragen erspart hätte." Die Folgen eines "Brexit" für die fusionierte Mega-Börse werden auch in Frankfurt kontrovers diskutiert. Aus Sicht von Kengeter macht ein Zusammenschluss beider Konzerne jedoch unabhängig vom Ausgang des Referendums Sinn.

Entspannt zurücklehnen kann sich Kengeter allerdings nicht, zumal sich die ICE ein Hintertürchen offenhielt. Das Unternehmen behalte sich vor, innerhalb der nächsten sechs Monate doch noch eine Offerte für die LSE vorzulegen, falls die britische Übernahme-Behörde dem zustimme. Ein Angebot wäre auch dann möglich, wenn die Fusion von Deutscher Börse und LSE platze, wenn ein anderer Bieter die Fühler nach der LSE ausstrecke oder wenn sich die Rahmenbedingungen grundlegend änderten.

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