LONDON (dpa-AFX) - Infineon (XETRA:IFXGn) könnte laut der Investmentbank Liberum langfristig zu den Profiteuren des VW-Abgasskandals zählen. "Jetzt wird die Fokussierung auf eine Verringerung der Emissionen wahrscheinlich zunehmen und so die Nachfrage nach Halbleiterprodukten ankurbeln", erwartet Analyst Janardan Menon. Entsprechend beließ er die Aktie des Münchener Chipherstellers in einer Studie am Freitag auf "Buy" und bekräftigte sein Kursziel von 13,00 Euro.
Damit sieht er aktuell noch rund 35 Prozent Aufwärtspotenzial für das Papier des Infineon-Konzerns, der sich im Automobilsektor mit energieeffizienten Halbleitern ein starkes Standbein geschaffen hat. Die kurzfristigen Risiken - insbesondere die von VW auf Toyota (TOKYO:7203) oder Ford umsteigenden Kunden - lässt der Experte zwar nicht außer acht, sieht sie aber wegen der jüngsten Kursverluste der Aktie bereits mehr als eingepreist. In VW-Modellen ist, wie er schreibt, weit mehr Technologie von Infineon verbaut als in nicht-deutschen Autos.
Menon legt sein Augenmerk daher auf die aus dem Skandal resultierenden Erwartungen für die Zukunft, also etwa auf verstärkte Anstrengungen der Autohersteller, den Schadstoffausstoß zu verringern. Dies aber sei in den meisten Fällen nur über den höheren Einsatz von Elektronik beim Fahrzeugantrieb möglich. "Wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach Antriebselektronik steigen wird, und da Infineon nach wie vor einer der führenden Anbieter von antriebsbezogenen Mikrocontrollern, Sensoren und Leistungshalbleitern weltweit ist, dürfte das Unternehmen der größte Nutznießer einer solchen Entwicklung sein."
Fahrt aufnehmen wird nach dem VW-Skandal laut Menon zudem wohl auch die Einführung von Hybridfahrzeugen und Elektroautos, was ebenfalls sehr positiv für Infineon positiv wäre. "Der Vorfall bei VW zeigt klar und deutlich die Probleme, die die Autohersteller haben, um den gesetzlich vorgeschriebenen Emissionsstandards für Verbrennungsmotoren zu entsprechen, und die Herausforderungen dürften in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen."
Die einzige Lösung sieht der Liberum-Experte daher in der Elektrifizierung, auch wenn dies für alle Beteiligten eine extrem großer Anstrengung bedeute. Und auch hier sieht er Infineon als einen der Hauptgewinner. Seiner Meinung nach zählt der Infineon-Konzern "zu den weltweit am besten aufgestellten Unternehmen, um von einem solchen Wandel zu profitieren".