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Argumente für und gegen einen höheren Tesla-Aktienkurs

Veröffentlicht am 12.07.2020, 16:45
Aktualisiert 12.07.2020, 17:19
© Reuters.
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von Yasin Ebrahim und Geoffrey Smith

Investing.com - Die Aktien des Elektroautoherstellers Tesla (NASDAQ:TSLA) (TG:TSLA) scheinen sich auf einer unaufhaltsamen Rally zu befinden und sind in den letzten drei Monaten um über 140% und in den letzten 12 Monaten sogar um mehr als 480% gestiegen und Investoren glauben, dass es weitere Gewinne geben könnte, selbst wenn Leerverkäufer dem Unternehmen und seinem unkonventionellen CEO Elon Musk skeptisch gegenüberstehen. Das Unternehmen wird voraussichtlich am 22. Juli sein nächstes Quartalsergebnis ausweisen. Sollte es in der Gewinnzone liegen, wäre es für Tesla der vierte Quartalsgewinn in Folge, der den Weg für die Aufnahme in den S&P 500 ebnen würde.

Yasin Ebrahim argumentiert, dass Leerverkäufer voraussichtlich weiter Verluste anhäufen werden, während Geoffrey Smith kontert, dass die aktuelle Bewertung der Tesla-Aktie einfach nicht zu rechtfertigen ist. Hier sind die Argumente für und gegen Tesla.

Shortseller machen Milliardenverlust mit Wette gegen Tesla

Die unheimlichen Geräusche, die von 'Shortville' ausgehen, einem fiktiven Ort, der von Tesla-Shortsellern bewohnt wird, sind das Geräusch der Bären, denen Verluste im Umfang von 18 Milliarden Dollar drohen.

Händler, die gegen Tesla wetten (shorten), haben nach Angaben von S3 Partners seit Jahresbeginn Verluste von insgesamt rund 18,04 Milliarden Dollar angehäuft.

Leider wird die Demolierung von Shortville weitergehen, da Tesla, dessen Kurs sich in diesem Jahr mehr als verdreifacht hat, viele Power-Ups vor sich hat, nicht zuletzt in China, dem zweitgrößten Markt für den Elektroautohersteller.

Im vergangenen Jahr hat Tesla seine erste Fabrik in China, die Gigafactory 3, in Betrieb genommen, um der wachsenden Nachfrage im Land gerecht zu werden, wo im letzten Jahr 1,6 Mio Elektroautos verkauft wurden, was den Gesamtabsatz von 330.000 in den USA in den Schatten stellte

Mit dem vor Ort hergestellten Teslas spart der Konzern den hohen Einfuhrzoll von 25% ein, womit er nicht nur mit lokalen Wettbewerbern wie NIO (NYSE:NIO) und Lixiang konkurrenzfähig ist, sondern ihnen sogar Marktanteile abnehmen konnte.

Die Verkäufe von vollelektrischen Fahrzeugen in China gingen im Juni gegenüber dem Vorjahr um 40% auf 67.000 Einheiten zurück, während Tesla den Marktanteil um 23% steigerte, teilte der chinesische Automobilverband am Mittwoch mit.

Tesla bastelt in seiner Gigafactory in China auch an einer Millionen-Meilen-Batterie, die von Experten als Zeitenwende angesehen wird.

"Wir glauben, dass die Wachstumsgeschichte Chinas in einem Bullenfall für Tesla mindestens 400 US-Dollar pro Aktie wert ist, da die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in den nächsten 12 bis 18 Monaten erheblich zunehmen wird, zusammen mit wichtigen Batterieinnovationen aus der Giga 3 (die Millionen-Meilen-Batterie bleibt ein schwer fassbares Ziel, die unserer Meinung nach in greifbare Nähe gerückt ist)", schrieb Wedbush-Analyst Daniel Ives.

Die Bären suchen jedoch Trost für ihre bärischen Wetten in der Tesla-Bewertung.

Die Marktkapitalisierung von Tesla liegt mit über 280 Milliarden US-Dollar über der von Toyota (T:7203), dem führenden Autohersteller in Bezug auf die Produktionsmenge, und der von General Motors (NYSE:GM), dem führenden Autohersteller in den USA, zusammen.

Aber erwartete Gewinne oder andere Bewertungsmaßstäbe haben keinen Platz in der Tesla-Story. "Bei Tesla ist es immer die Story, die die Aktie bestimmt, nicht Meldungen oder Fundamentaldaten", sagte Aswath Damodaran, Professor an der NYU Stern, der auch als Dekan der Unternehmensbewertung bekannt ist, Anfang dieser Woche gegenüber CNBC in einem Interview.

Die zunehmenden Verluste suggerieren, dass Damodaran auf der richtigen Spur liegt. Aber nur die Zeit wird zeigen, ob die Bären zur Unterwerfung gezwungen werden oder nicht.

Im Moment ist Musk gemeinsam mit Tesla im Aufwind, während sich die Bären möglicherweise mit den limitierten roten Satin-Pants zufrieden geben müssen, die Tesla im Angebot hat.

Die Argumente der Bären

Mehr als jede andere Aktie der Welt hat sich Tesla in den letzten Wochen vollständig von der Realität abgekoppelt.

Dies bedeutet nicht, dass es kein exzellentes Produkt und keine beeindruckende Marke hat, deren Stärke sich darin zeigt, dass es seit der Inbetriebnahme seines Werks in Shanghai 15% des Marktes für Elektrofahrzeuge in China erobert hat.

Nein, hier dreht sich alles um Bewertungen. Es gibt keine Rechtfertigung für die 60%-Rallye des Aktienkurses in nur zwei Wochen, die hauptsächlich auf undurchsichtige Aktivitäten auf dem Optionsmarkt zurückzuführen ist und die durch freies Geld von der Fed und anderer Zentralbanken angeheizt werden.

Es stimmt, dass Tesla in einem äußerst schwierigen Quartal mehr Autos auslieferte als möglich erschien. Aber einem Unternehmen 108 Milliarden USD an zusätzlichem Marktwert zu verleihen, weil es in einem Quartal 600 Millionen US-Dollar mehr Umsatz mit Autos gemacht hat als erwartet? Ohne einen Hinweis darauf, ob es damit Gewinne gemacht hat? Ernsthaft?

Sicher, seine Aufnahme in den S&P 500 wird, falls und wenn dies geschieht, die Anzahl der zwangsläufigen Käufer der Aktie erhöhen. Aber das macht kein Wertversprechen. Schauen Sie sich nur Nordstrom (NYSE:JWN) oder Harley-Davidson (NYSE:HOG) an.

Wie die Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS) diese Woche geschrieben haben, wird der Preis durch die "Kraft der Hoffnung" gestützt, nicht mehr und nicht weniger. Bei den Anlegern macht sich ein fortschreitender Realitätsverlust breit. Selbst bei 1.400 Dollar, so stellte Morgan Stanley, erfordere die Aktie eine Verzehnfachung der Produktion in den nächsten zehn Jahren und eine EBITDA-Marge von 20%.

"Wir sagen nicht, dass dies Annahmen sind, die nicht möglich sind, aber sie sind ein sehr großer Sprung vor dem, was das Unternehmen bisher bewiesen hat, und implizieren einen kommerziellen Erfolg in einem globalen EV-Markt, der heute eine Penetration von weniger als 2% aufweist", warnten die Morgan Stanley-Analysten

Um dieses Wachstum zu erzielen, benötigt das Unternehmen laut Bloomberg New Energy Finance einen freien und uneingeschränkten Zugang zum chinesischen Markt, der zusammen mit Europa bis 2030 nach Umsatz noch 72% des Weltmarktes mit Elektroautos ausmachen wird.

Es ist jedoch hoffnungslos naiv zu glauben, dass das Versprechen von ein paar tausend lokalen Arbeitsplätzen Tesla vor dem Wirbelsturm chinesischer Vergeltungsmaßnahmen schützen wird, wenn wir über das hinausgehen, was Henry Kissinger "die Ausläufer eines neuen Kalten Krieges“ nennt. Es ist fast genauso naiv zu glauben, dass die französische und die deutsche Regierung tatenlos zusehen werden, wie Tesla die gesamte Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa befriedigt.

Auch "Level 5 Autonomie" - die Phase, in der Lenkräder und Bremspedale veraltet sind - ist vorerst nichts anderes als ein Wunschtraum. Elon Musks Prahlereien in dieser Woche, dass es schon in naher Zukunft soweit sei, sind nicht mehr als hohle Phrasen aus dem Jahr 2016, als er exakt das Gleiche propagierte. Menschen sind bereits gestorben, um zu beweisen, dass Teslas Autopilot eine Fehlbezeichnung ist. Sollte es Musk gelingen, die NHTSA davon zu überzeugen, dass er Level 5 erreicht hat, könnte die Folge eine Menge von Todesopfern sein, die die der 737 MAX in den Schatten stellt.

Tesla steht noch immer vor einem Berg von Risiken, bevor die Aktie ihre aktuelle Bewertung in irgendeiner Form rechtfertigen kann. Das Angebot an Dummköpfen, denen man Illusionen verkaufen kann, ist elastisch aber nicht unendlich.

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