Berlin, 04. Sep (Reuters) - SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich will auch nach dem Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny an der mit Russland geplanten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 festhalten. Die heimische Diskussion nannte Mützenich am Freitag in der ARD "ein bisschen doppelzüngig". Eine Debatte über Nord Stream 2 allein bringe Deutschland in der Energiepolitik kein reines Gewissen, sagte er mit Blick auf politische Probleme in anderen Gas- und Ölförderstaaten. "Wir haben keine energiepolitisch weiße Weste. Wenn Sie sich Libyen nehmen, Saudi-Arabien." Diesen Themen müssten sich Kritiker von Nord Stream 2 genauso zuwenden.
Sein Festhalten an dem Projekt, das mehr russisches Gas nach Westeuropa bringen soll, begründete Mützenich mit dem Ziel der Energiewende. Gas werde als "Brückenenergie" benötigt. "Und wenn ich mir nur Demokratien aussuchen könnte, wäre es sehr schön. Aber dies ist ein Riesenproblem", sagte Mützenich mit Blick auf die Förderländer.
Der Giftanschlag auf Nawalny hatte die Debatte über ein mögliches Aus von Nord Stream 2 angeheizt. Politiker von Union, Grünen und FDP wollen das milliardenschwere Projekt auf den Prüfstand stellen. Dagegen bremsten vor allem Wirtschaftsvertreter und auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Das russische Präsidialamt wies eine Verantwortung an dem Anschlag auf Nawalny zurück. Der 44-Jährige war vor knapp zwei Wochen zusammengebrochen und wird inzwischen in der Berliner Charite behandelt. Am Mittwoch teilte die Bundesregierung mit, dass Nawalny mit einem chemischen Kampfstoff vergiftet worden sei.
(Reporterin: Elke Ahlswede redigiert von Georg Merziger Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)