Investing.com – Die Europäische Zentralbank hat heute den Leitzins, wie erwartet unverändert bei 0,25% belassen, wie sie nach ihrem monatlichen Treffen, der heute in Brüssel stattfand mitteilte. Allerdings ist die Notenbank nicht dazu bereit, sich ohne zu Handeln mit einer sich über längere Zeit hinausziehenden niedrigen Inflation abzufinden, sagte EZB-Chef Mario Draghi während der darauffolgenden Pressekonferenz.
In dieser Hinsicht bekräftigte er die einstimmig vertretene Absicht des EZB-Rats gegebenenfalls auch unkonventionelle Instrumente einzusetzen, um einer zu lange anhaltenden Niedriginflation entgegenzuwirken. Allerdings gab er keine weiteren Angaben dazu, in welcher Form und wann diese eventuell eingeführt werden könnten. Er wies jedoch auf die EZB-Ratssitzung am 5. Juni als möglichen Zeitpunkt hin, ab dem anhand der Veröffentlichung der halbjährlichen Wirtschaftsprognosen weitere geldpolitische Maßnahmen in Erwägung gezogen werden könnten.
Die Inflationserwartung für die nächsten Monate ist nach wie vor schwach. Erst im Laufe nächsten Jahres könne die Teuerungsrate der Gemeinschaftswährung wieder allmählich ansteigen und ab 2016 dem Preisstabilitätsziel von nahezu 2% näher rücken.Draghi wies gleichzeitig auf die Besorgnis hinsichtlich des starken Euro im Kontext einer niedrigen Inflation hin.
Derzeit werde die moderate Konjunkturerholung der Eurozone durch geopolitische Risiken, einer schwächeren Binnennachfrage -auch auf globaler Ebene- und einer geringen Exportzunahme gefährdet. Er warnte vor den Folgen einer Zuspitzung des Konflikts für die Eurozonen Wirtschaft; diese sei negativen Auswirkungen mehr ausgesetzt als andere Teile der Welt.
Des Weiteren bemängelte Draghi die unzureichende Umsetzung von strukturellen Reformen in einigen Euroländern, wie es zum Beispiel u.a. in Frankreich und Spanien der Fall ist. Die Regierungen in Paris und Madrid werden ihre Defizitziele dieses Jahr voraussichtlich nicht einhalten können, wie in den letzten Tagen bekannt wurde. Weitreichende Strukturreformen auch an den Arbeitsmärkten seien erforderlich, um das Wachstumspotential des Euroraums anzukurbeln.
Was die Kreditvergabe anbelangt, sei diese weiterhin verhalten, wie aus den Zahlen von März zu den Gelmengenaggregaten hervorgeht. Allerdings gebe es einige Fortschritte. Die Kreditbedingungen für Unternehmen und private Haushalte haben sich stabilisiert, versicherte der italienische EZB-Vorsitzende.