(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, aktueller Kurs)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Nach einer bösen Überraschung im zweiten Quartal steht der Software AG F:SOW weiter ein holpriger Weg bevor. Weil der Spezialist für Unternehmenssoftware im Frühjahr insbesondere wegen Verzögerungen großer Projekte enttäuschte, strich das Unternehmen am Dienstag seine Jahresziele zusammen. Jetzt wollen Konzernchef Karl-Heinz Striebich und Finanzchef Arnd Zinnhardt erneut einiges verändern. Aufmuntern konnte das die Anleger zunächst nicht. Wiederholt sind die Darmstädter dadurch aufgefallen, dass Projekte nicht rechtzeitig ins Ziel gebracht werden konnten und damit Umsatz auf sich warten ließ.
Und kaum etwas können Analysten und Händler weniger leiden als Ungewissheit: Die im TecDax F:TDXP notierte Aktie stürzte auf den tiefsten Stand seit November 2009 und verlor zeitweise 18 Prozent. Händler und Analysten sprachen von einem Desaster insbesondere in der erklärten Wachstumssparte mit Software für Prozessoptimierung (BPE).
BÖRSIANER: ERKLÄRTE WACHSTUMSSPARTE 'DESASTRÖS'
Hier rechnet das Unternehmen nun auf das Jahr gesehen nur noch mit Umsätzen auf Vorjahresniveau. Zuvor hatte das Management beim größten Geschäftsbereich ein Plus von währungsbereinigt 12 bis 18 Prozent veranschlagt. In der angestammten Datenbanksparte ETS geht das Unternehmen nach wie vor von einem deutlichen Minus aus. Und das Beratungsgeschäft mit niedrigen Margen wurde zuletzt ohnehin abgespeckt.
In einer Telefonkonferenz versuchte Streibich die klar verfehlten Markterwartungen damit zu erklären, dass in der Pipeline des Konzerns immer größere Deals stünden. Diese aber seien dafür auch komplexer und verzögerten sich eher. Einige Abschlüsse zögen sich so über mehrere Jahre hin. Vor zwei Jahren hatte sich das Unternehmen entschieden, den Vertrieb klar auszubauen - zum Konzept gehörten damals auch größere Deals und eine breitere Produktpalette. Jetzt sollen unter anderem mehr mittelgroße Projekte angegangen werden, um die längeren Zyklen der Großaufträge aufzufüllen und Durststrecken abzufedern.
UMSATZ UND EBIT BRECHEN EIN
Zum anderen sorgten andere Anbieter von Mietsoftware für deutliche Konkurrenz, so Streibich. Dennoch soll die sogenannte Cloud auch beim Darmstäder Konzern künftig mehr Raum bekommen - schließlich verschaffe das Erlösmodell über Abonnements stetigere Umsätze und besser planbares Wachstum.
In den drei Monaten bis Juni sackte der Konzernerlös nach vorläufigen Zahlen auf rund 197 Millionen Euro ab - vor einem Jahr waren es 237,7 Millionen Euro gewesen. Das berichtete Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag bei 45 Millionen Euro und damit fast ein Viertel niedriger.
MANAGEMENT VORSICHTIG - MITTELFRISTZIELE 2018 AUF PRÜFSTAND
Für die kommenden Monate bleiben Streibich und Zinnhardt vorsichtig. Die Pipeline aktueller Projekte sei zwar aktuell rund 30 Prozent größer als vor einem Jahr. Eine konkrete Prognose, wann vor allem die größeren Projekte auch als Umsatz in die Bücher flössen, wollten sie aber nicht riskieren.
Der Finanzchef sieht im angelaufenen dritten Quartal zudem eine hohe Hürde: Vor einem Jahr waren die Sommermonate überraschend stark ausgefallen. Streibich ergänzte, dass die Mittelfristziele für 2018 noch nicht eingehend geprüft worden seien. Für die BPE-Sparte ist darin bislang im Schnitt ein jährliches Wachstum von 10 bis 20 Prozent vorgesehen.
Beim operativen Gewinn dürfte es wegen des voraussichtlich sinkenden Umsatzes im laufenden Jahr ebenfalls Abstriche geben. Das Management geht nämlich konzernweit von einer bereinigten operativen Ergebnismarge von 26 bis 28 Prozent aus - das wäre zirka das Niveau des Vorjahres. Zuvor hatte das Management beim bereinigten operativen Ergebnis ein Wachstum von zwei bis sieben Prozent in Aussicht gestellt.ha/