FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Bankaktien haben sich am Freitag in einem schwächelnden Börsenumfeld überdurchschnittlich gut gehalten. Als Kursstütze nannten Beobachter Nachwirkungen der guten Quartalszahlen, die US-Konkurrent JPMorgan (NYSE:JPM) (ETR:CMC) am Donnerstag vorgelegt hatte. Dazu komme die wieder erwachte Risikobereitschaft der Anleger. Die Probleme der italienischen Finanzinstitute, die laut jüngsten Meldungen nicht auf staatliche Unterstützung hoffen können, ließen die Anleger offenbar kalt.
Die europäischen Branchentitel haben angesichts des bisher enttäuschenden Jahresverlaufs erhebliches Aufholpotenzial gegenüber dem Gesamtmarkt. Das gilt vor allem für die deutschen Vertreter Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) und Commerzbank (XETRA:CBKG), die noch vor wenigen Tagen auf Rekordtiefs abgesackt waren. Für 2016 stehen bisher Kursrückgänge von 42 beziehungsweise 37 Prozent zu Buche. Damit belegen die Aktien abgeschlagen die beiden letzten Plätze im deutschen Leitindex, der im selben Zeitraum knapp 7 Prozent verloren hat.
SPEKULATIONEN ÜBER ZWEITES GESCHÄFTSQUARTAL
Am späten Donnerstagvormittag legten die Aktien des hiesigen Branchenprimus um 0,42 Prozent auf 13,080 Punkte zu, womit sie einen der vorderen Plätze im schwächeren Dax (DAX) eroberten. Sie profitierten einem Händler zufolge auch von einem Börsenbrief, dem zufolge das zweite Quartal besser als allgemein erwartet verlaufen sein dürfte. Das Institut legt am 27. Juli Rechenschaft über seine Geschäftsentwicklung ab.
Bei der Commerzbank reichte das Plus von 0,12 Prozent auf 5,997 Euro zumindest für einen Platz im oberen Dax-Drittel. Im marktbreiten europäischen Index Stoxx Europe 600 gewann der Subindex der Banken 0,20 Prozent.
GESTIEGENE RISIKOFREUDE
"Banken sind allgemein sehr eng mit der Risikofreudigkeit von Händlern und Anlegern verbunden", sagte Händler Markus Huber von City of London Markets. Da nun der erste Schock über das britische Votum für einen EU-Ausstieg überstanden zu sein scheine, "steigt auch diese Risikofreudigkeit wieder". Die Bankentitel hätten am meisten unter dem Brexit-Entscheid gelitten und seien damit nun auch besonders attraktiv.
Der Experte erinnerte auch daran, dass inzwischen die neue Regierung in London stehe und bereits Maßnahmen von der britischen Notenbank und vom Finanzministerium angekündigt worden seien. Daher könnte die Wirtschaft "weniger in Mitleidenschaft gezogen werden als ursprünglich angenommen". Dies sollte sich auch positiv auf Europa auswirken.
POSITIVER EFFEKT DER US-BANKEN
Am Donnerstag habe JPMorgan "mit guten Quartalszahlen den ganzen Bankensektor überstrahlt", ergänzte Andreas Lipkow vom Berliner Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Im Laufe des Freitags stehen mit der Citigroup (NYSE:C) (XETRA:TRVC) und Wells Fargo (NYSE:WFC) (ETR:NWT) die Resultate zweiter weiterer US-Großbanken auf der Agenda.