FRANKFURT (dpa-AFX) - Die weitere Aufwertung des Euro (EU0009652759) und überwiegend schwache Quartalsbilanzen haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag ausgebremst. Der Dax (DAX) gab am Nachmittag belastet von hohen Kursverlusten bei den Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn), der Deutschen Börse und von Bayer (4:BAYGN) um 0,56 Prozent auf 12 236,39 Punkte nach. Von seinem Rekordhoch bei 12 951 Punkten vor gut fünf Wochen ist das Barometer mittlerweile mehr als 700 Punkte entfernt.
Händler Andreas Lipkow sieht den Markt charttechnisch angeschlagen. Er benötige einen richtigen Befreiungsschlag, um sich aus den Fängen der Bären zu befreien. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
Der MDax (MDAX) für die mittelgroßen Werte sank am Donnerstag zuletzt um 0,29 Prozent auf 24 855,47 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stand dagegen 0,07 Prozent höher bei 2279,91 Zählern. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) bewegte sich knapp im Plus.
EURO ÜBER 1,17 DOLLAR
Ein starker Euro kann die Exportchancen deutscher Unternehmen schmälern. Am Donnerstag war die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis auf 1,1777 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren geklettert. Zuletzt sank sie wieder knapp unter 1,17 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag deutlich niedriger auf 1,1644 Dollar festgesetzt.
Jüngster Preistreiber beim Euro waren die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed vom Vorabend. Die amerikanischen Währungshüter hatten auf ihrem Weg zu einer strafferen Geldpolitik vorerst eine Pause eingelegt und den Leitzins nicht weiter angehoben. Außerdem gab die Fed in ihrer Stellungnahme keine konkreten Hinweise zum genauen zeitlichen Ablauf künftiger Straffungen. Dies hatte den Dollar belastet und dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen.
NACH ZAHLEN: DEUTSCHE BANK UND DEUTSCHE BÖRSE SEHR SCHWACH
In Deutschland hielt die Berichtssaison die Anleger weiter in Atem. Dabei standen vor allem die Finanzwerte aus dem Dax mit auffälligen Kursbewegungen im Fokus. Die Allianz (4:ALVG) hatte bereits am späten Vorabend überraschend Quartalszahlen veröffentlicht und sich für das Gesamtjahr optimistisch gezeigt. Die Aktien der Münchener legten weit vorne im Dax um 1,3 Prozent zu.
Die Deutsche Börse (4:DB1Gn) blieb mit ihren Geschäftszahlen dagegen hinter den Erwartungen zurück. Die Kursreaktion fiel mit minus 4,2 Prozent entsprechend negativ aus. Die Papiere waren damit der zweitschwächste Dax-Wert. Noch schlechter mit minus 4,4 Prozent waren nur noch die Titel der Deutschen Bank (4:DBKGn). Marktbeobachter bemängelten die schwachen Erträge des Instituts im zweiten Quartal.
AUCH BASF UND BAYER GEBEN DEUTLICH NACH
Der Chemiekonzern BASF (4:BASFN) meldete erneut einen Gewinnsprung und hob seine Prognosen an. Die Papiere fielen jedoch um 2 Prozent. Ein Analyst bezeichnete den angehobenen Ausblick als wenig überraschend. Im Gegensatz zur BASF musste der Agrarchemie- und Pharmahersteller Bayer (4:BAYGN) seine Prognose nach dem zweiten Quartal senken. Die Anteile verloren über zweieinhalb Prozent. Zudem verbilligten sich die Volkswagen-Vorzüge (4:VOWG_p) nach Zahlenvorlage um gut 2 Prozent.
Top-Wert im Dax waren die Anteile von Vonovia (4:VNAn) mit plus 1,6 Prozent. Laut Analyst Mike van Dulken von Accendo Markets profitierten sie ebenso von dem weiter niedrigen Zinsumfeld wie die Aktien des Versorgers Eon (4:EONGn), die um 0,8 Prozent vorrückten. Für die Anteile der Deutschen Telekom (4:DTEGn) ging es um 1,4 Prozent hoch. Händlern zufolge gaben starke Geschäftszahlen der europäischen Konkurrenten Orange (9:ORAN) und Telefonica (11:TEF) der gesamten Telekombranche Rückenwind.
AIRBUS AM MDAX-ENDE, DIALOG IM TECDAX HINTEN
Im MDax landeten die Anteile von Airbus (9:AIR) am Index-Ende mit minus 3,5 Prozent. Fehlende Bestellungen für den Riesenjet A380 und teils kräftige Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hatten die Anleger verstimmt. Am Ende des TecDax ließen die Papiere von Dialog Semiconductor (4:DLGS) nach Quartalszahlen mit minus 3,9 Prozent deutlich Federn.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,31 Prozent am Vortag auf 0,28 Prozent zu. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 140,89 Punkte. Der Bund Future legte um 0,15 Prozent auf 162,21 Punkte zu.