Frankfurt (Reuters) - Nach der Beilegung des Asylstreits zwischen CDU und CSU haben die Anleger an den europäischen Börsen am Dienstag durchgeatmet.
Der Dax stieg um 0,8 Prozent auf 12.349 Punkte, der EuroStoxx50 legte ebenfalls etwa ein Prozent zu. "Zu viel Optimismus ist aber trotzdem nicht angebracht", warnte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Für eine stärkere Erholungsrally ist die Anzahl der Risikofaktoren noch zu hoch." Zu diesen zählt der globale Handelsstreit, der auch die Wall Street ausbremste. Dort fehlten aber feiertagsbedingt schon viele Anleger, denn am Mittwoch bleibt die New Yorker Börse wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen. Am heutigen Dienstag ist der US-Handel verkürzt.
Am Freitag treten US-Zölle auf chinesische Waren in Kraft. China droht mit Gegenmaßnahmen. Investoren fürchten, dass der Handelskonflikt sich negativ auf global tätigen Firmen auswirkt und die Wirtschaft nicht mehr so stark wächst. Beunruhigend fanden Börsianer auch die Worte von US-Präsident Donald Trump an die Adresse der Welthandelsorganisation (WTO). Ein Austritt aus der WTO sei zwar nicht geplant, aber die Organisation habe die USA "sehr, sehr schlecht" behandelt, bekräftigte Trump frühere Aussagen. Sollte sie das nicht ändern, würden die USA "etwas unternehmen". Details nannte er nicht.
NEUE HÜRDEN IM ASYLSTREIT - MARKT BLEIBT AUF DER HUT
Nach dem Asyl-Kompromiss bleibt nach Ansicht mancher Wirtschaftsexperten ein fader Beigeschmack. Die Auseinandersetzung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Horst Seehofer habe viel Vertrauen zerstört, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Das ist eine schwere Hypothek für die verbleibende Legislaturperiode und bedroht zumindest latent die Stabilität der Regierung."
Zudem muss die SPD dem Kompromiss noch zustimmen. Auch hat die Union die Rechnung ohne Österreich gemacht. Bayerns südlicher Nachbar, an deren Grenze die von der Union geplanten Transitzentren angesiedelt werden sollen, will nun seine Grenze zu Italien mehr kontrollieren, sollte der Plan der umgesetzt werden. Sollten andere europäische Staaten dem Beispiel folgen, wäre der Wegfall der innereuropäischen Grenzkontrollen gefährdet, eine der zentralen Errungenschaften der EU.
TESLA KANN ANLEGER NICHT ÜBERZEUGEN
Bei den Einzelwerten im Dax lagen Allianz (DE:ALVG) mit einem Kursplus von 3,2 Prozent ganz oben. Der Versicherer will bis Ende September eigene Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde Euro am Markt zurückkaufen. Der Konzern gebe damit ein starkes Signal an die Investoren, dass das Kapitalmanagement weitergehe, erklärte Analyst Daniel Bischof von der Baader Bank.
In New York verloren Tesla weitere fünf Prozent. Mit dem Erreichen seines Produktionsziels von 5000 Model-3-Fahrzeugen in einer Woche seien die Zweifel am Erfolgsmodell nicht zerstreut worden, sagte ein Händler. Analysten warnten, es gebe weiterhin viele Fragen.