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Bahnchef Grube kann Talfahrt bremsen - Brexit bleibt Risiko

Veröffentlicht am 26.07.2016, 17:42
© Reuters. Chairman and CEO of Deutsche Bahn Grube addresses news conference in Berlin

- von Markus Wacket

Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn hat ihren jahrelangen Abwärtstrend zumindest gebremst.

Dank eines stabilen Geschäfts mit der internationalen Logistik und eines harten Sparkurses habe der Staatskonzern seinen Betriebsgewinn gesteigert, sagten mit den Zahlen Vertraute am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sei so um 13 Prozent auf knapp über eine Milliarde Euro gestiegen. Der Umsatz blieb mit gut 20 Milliarden Euro in etwa stabil. Ob der Trend im gesamten Jahr anhält, hänge aber auch von den Folgen des Brexit-Votums der Briten ab. Einer internen Analyse zufolge könne der Umsatz deswegen im schlechtesten Fall schon in diesem Jahr um fast eine Milliarden Euro gedrückt werden und der Betriebsgewinn um über 30 Millionen Euro niedriger ausfallen.

Geholfen hätten im ersten Halbjahr die Sonderangebote im Fernverkehr, die eine Rekordzahl von Passagieren in die Züge gelockt hätten, sagten Konzernvertreter. Positiv sei zudem der stärkere Dollar gewesen, der das Ergebnis aus dem internationalen Geschäft in Euro gerechnet steigen ließ. Noch im ersten Quartal hatte die Bahn die Vorjahreszahlen deutlich verfehlt.

Die Zahlen könnten nun Bahnchef Rüdiger Grube helfen, dessen Vertrag in diesem Jahr verlängert werden müsste. Bisher hat sich der Eigentümer Bund hier bedeckt gehalten. Er verlangt neben der Verbesserung der Geschäftszahlen auch Fortschritte bei Service und Pünktlichkeit. Die Bahn will am Mittwoch über die Entwicklung im ersten Halbjahr berichten.

BAHN PROFITIERT VON SONDEREFFEKTEN

Den schrumpfenden Gewinn im ersten Halbjahr 2015 hatte Grube damals allerdings noch mit Sondereffekten begründet. Er verwies auf Unwetter und den Streik der Lokführer, ohne die der Gewinn fast 300 Millionen Euro höher ausgefallen wäre. Auf dieser Basis wäre der Betriebsgewinn in diesem Jahr also gar nicht gestiegen, sondern gesunken. Zudem wurden die internen Planzahlen, die Reuters vorliegen, deutlich verfehlt: Der Umsatz lag um gut eine halbe Milliarde Euro unter den Vorgaben, der Betriebsgewinn um 130 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2016 strebt das Unternehmen den internen Unterlagen zufolge einen Betriebsgewinn von knapp 1,9 Milliarden Euro an.

Tatsächlich hat sich das Kerngeschäft kaum gebessert. Die Güterbahn kommt weiter nicht aus der Krise und versucht sich auch über den Verkauf von Loks und Waggons zu sanieren[L8N1A83JE]. Der Preisdruck auf die Tickets im Fernverkehr hält an, da die Bahn sich gegen die günstigeren Fernbusse behaupten muss. Immerhin steigt so die Zahl der Passagiere. Im Regionalverkehr aber schrumpft der Marktanteil der Bahn, da Konkurrenten immer mehr Aufträge der Länder gewinnen.

Insgesamt positiv läuft das internationale Speditionsgeschäft der Tochter Schenker, die für rund die Hälfte des Bahn-Umsatzes verantwortlich ist. Da die Geschäfte zudem überwiegend in Dollar abgerechnet werden, macht sich der gegenüber dem Euro in den vergangenen Monaten gewachsene Wert der US-Währung zugunsten der Bahn bemerkbar. Um die Verschuldung zu bremsen und Geld für Investitionen zu gewinnen, will die Bahn allerdings einen Minderheitsanteil von Schenker verkaufen. Dies stößt im Aufsichtsrat der Bahn jedoch auf Widerstand. Abstoßen will Grube zudem einen Teil des europäischen Regionalverkehrs unter der Marke Arriva. Arriva hätte in London an die Börse gehen können, wo das Unternehmen vor dem Kauf durch die Bahn schon einmal notiert war. Nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU steht dahinter jedoch ein Fragezeichen.

© Reuters. Chairman and CEO of Deutsche Bahn Grube addresses news conference in Berlin

Der Brexit stellt ohnehin für die Bahn ein Risiko dar: Konzernkreisen zufolge belastet das Votum schon jetzt das Geschäft. Im schlechtesten Fall könne der Umsatz so um rund 900 Millionen Euro und der Betriebsgewinn um über 30 Millionen Euro gedrückt werden, hätten Analysen der Bahn ergeben.

Die Bahn hat 33.000 Mitarbeiter auf der Insel, fast jeder zehnte Beschäftigte arbeitet somit dort. Auch ist sie in Großbritannien sowohl im Nah- und Fernverkehr als auch im Gütergeschäft aktiv. Da das britische Pfund gegenüber dem Euro nach dem Votum deutlich an Wert verloren hat, drohen der Bahn hier auch Abschreibungen.

Im vergangenen Jahr hatte die Bahn vor allem wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf den Schienen-Güterverkehr einen Milliarden-Verlust eingefahren.

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