Berlin (Reuters) - Die kriselnde Deutsche Bahn stößt bei ihrer Suche nach neuen Geldquellen auf Probleme.
Der Verkauf von rund 200 Güter-Lokomotiven an den japanischen Toshiba-Konzern stehe auf der Kippe, sagte ein mit den Verhandlungen Vertrauter am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Bei dem Geschäft sind neue Schwierigkeiten aufgetaucht. Laut Vereinbarung müsste es bis Ende Juli besiegelt sein". Hintergrund sei, dass Toshiba (T:6502) die Loks an einen anderen Konzern weitergeben wolle, dies aber an Problemen mit den Banken zu scheitern drohe. Die 200 Lokomotiven sollten Bahn-Kreisen zufolge für 70 Millionen Euro verkauft und dann teilweise zurückgeleast werden. Damit wollte die schwer angeschlagene Gütersparte "DB Cargo" Geld in die Kasse bekommen. Ein Bahn-Sprecher sagte: "Wir sind in der Angelegenheit im Gespräch, können aber noch kein Ergebnis verkünden."
VERLEIHGESCHÄFT MIT WAGGONS WIRD ERWOGEN
Unternehmenskreisen zufolge wird bei der Bahn stattdessen nun erwogen, ein Verleihgeschäft mit den rund 70.000 Güterwaggons aufzuziehen. Dazu sei daran gedacht, eine eigene Gesellschaft zu gründen. An dieser könnten sich dann andere Unternehmen beteiligen.
Die Überlegungen zeigen, wie intensiv der Konzern auf der Suche nach neuen Einnahmen ist. In fast allen Geschäftsfeldern brechen dem Unternehmen die Gewinne weg oder die Verluste - wie bei der Güterbahn - sind kaum einzudämmen. Der Fernverkehr leidet unter der Konkurrenz der Fernbusse und lockt mit Billigtickets Passagiere in die Züge, was aber die Gewinne belastet. Im Regionalverkehr verliert die Bahn zunehmend Aufträge der Länder. Da die Bahn gleichzeitig in Pünktlichkeit und Service investieren will, steigen die Schulden in Richtung 20 Milliarden Euro.
Um den Schuldenanstieg zu begrenzen, will die Bahn das internationale Speditionsgeschäft Schenker sowie das europaweite Nahverkehrsgeschäft der Tochter Arriva teilweise verkaufen. Doch auch hier gibt es Probleme. Zum einen herrscht im Aufsichtsrat Skepsis, ob dies die richtige Strategie ist. Zum anderen hätte Arriva an die Londoner Börse gebracht werden sollen, wo das Unternehmen vor dem Kauf durch die Bahn schon einmal notiert war. Doch der Brexit setzte auch hinter diese Überlegungen ein Fragezeichen.