Zürich (Reuters) - In der Schweiz setzt sich die Konsolidierungswelle unter den Privatbanken mit dem Verkauf von Notenstein La Roche fort.
Der Vermögensverwalter Vontobel übernimmt das Institut für 700 Millionen Franken von der Raiffeisengruppe und verringert damit den Abstand zu größeren Konkurrenten. In der Branche war eine solche Transaktion früher oder später erwartet worden, auch weil die Privatbank in der Raiffeisengruppe ein Fremdkörper blieb. "Die Kooperation zwischen den Raiffeisenbanken und Notenstein La Roche ist nie richtig ins Laufen gekommen", begründete Raiffeisen-Chef Patrik Gisel den Schritt.
Vontobel übernimmt mit der Transaktion Kundengelder von 16,5 Milliarden Franken. Im Privatbankengeschäft kommt Vontobel damit künftig auf gut 70 Milliarden Franken - ist damit aber von größeren Schweizer Konkurrenten wie Pictet oder Lombard Odier noch ein gutes Stück entfernt. Konzernweit steigen die verwalteten Kundenvermögen mit der Übernahme auf über 200 Milliarden Franken.
Vontobel galt als bevorzugter Käufer für die Privatbank und war letztlich bereit, tief in die Tasche zu greifen: Der Preis entspricht etwa dem Doppelten des durchschnittlich am Markt Üblichen. "Wir sind überzeugt, dass diese Vermögen sehr hochwertig sind", sagte Vontobel-Chef Zeno Staub. Es handle sich um Schweizer Geschäft, das korrekt versteuert sei und von reichen Kunden stamme. "Das ist ein rares Gut", sagte Staub. Notenstein La Roche verzeichnete zuletzt einen Gewinn von 23,3 Millionen Franken. Mit dem Preis zufrieden zeigte sich Raiffeisen-Chef Gisel: "Wir haben im Gesamten einen Gewinn gemacht."
Notenstein La Roche war selbst erst vor wenigen Jahren aus Übernahmen entstanden. Raiffeisen hatte 2012 das Nicht-US-Geschäft der früheren Bank Wegelin übernommen, die durch Untersuchungen der US-Justiz in Bedrängnis geraten war. Später hatte die Bankengruppe dann die Basler Privatbank La Roche gekauft.
Doch das waren beileibe nicht die einzigen Übernahmen in der Branche in der Schweiz. Vor allem kleinere Institute oder Kundenportfolios wechselten zuletzt den Besitzer - ausgelöst durch das Ende des Steuergeheimnisses und höhere Kosten für Regulierung und neue IT-Systeme, die vielen Banken zusetzen. Zu Ende ist dieser Prozess wohl noch nicht. An Notenstein seien insgesamt vier Bieter interessiert gewesen, sagte Gisel. "Hier ist Akquisitionsbereitschaft vorhanden und im Markt durchaus zu spüren", erklärte der Raiffeisen-Chef.
Finanzieren will Vontobel den Zukauf mit bestehenden Mitteln und einer nachrangigen Anleihe über bis zu 450 Millionen Franken. Damit seien künftig noch weitere Zukäufe möglich. In den kommenden Monaten wolle sich Vontobel aber auf die Integration der neuen Tochter konzentrieren, sagte Staub. Ob dabei auch Stellen abgebaut werden, ließ er offen.
Bei den Vontobel-Aktionären kamen die Pläne gut an. Die Aktie legte knapp zwei Prozent zu.