Angesichts der Hängepartie um den Verkauf der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann an Edeka droht Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub einem Zeitungsbericht zufolge mit einem radikalen Stellenabbau. Wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" am Samstag berichtete, will Haub bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 23. September einen Plan vorlegen, der die Schließung von Filialen und den Abbau von 5000 der insgesamt 16.000 Arbeitsplätze vorsieht. Besonders betroffen wäre Nordrhein-Westfalen.
Haub äußerte sich der Zeitung gegenüber nicht. Die "WAZ" erfuhr allerdings aus Konzernkreisen, dass die Verluste der Supermarktkette zuletzt dramatisch angestiegen seien. Der Fehlbetrag liege bei zehn Millionen Euro pro Monat. Mitarbeiter würden das Unternehmen verlassen, die Warensortimente ausgedünnt.
Die Kaiser's-Tengelmann-Übernahme durch Edeka war zunächst am Bundeskartellamt gescheitert. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ermöglichte den Deal aber mit einer Sondererlaubnis. Dagegen legten die Edeka-Konkurrenten Rewe, Markant und Norma Beschwerde ein.
Im Juli stoppte das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf die Ministererlaubnis vorerst und begründete dies unter anderem mit einer möglichen Befangenheit Gabriels, was dieser zurückweist. Das OLG rechnet im Laufe des Jahres mit einer Entscheidung im Hauptsacheverfahren. Sowohl Gabriel als auch Edeka riefen in der Angelegenheit den Bundesgerichtshof an.
Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte am Samstag die Ministererlaubnis. "Gabriel hat erkannt, dass ohne sie tausende Arbeitsplätze weggefallen wären", sagte Bsirske der "Rheinischen Post". "Er hat zudem den Erhalt der Mitbestimmungsstrukturen und der Tarifbindung zur Bedingung gemacht. Das unterstützen wir als Verdi."
Nach Ansicht des Gewerkschaftschefs droht durch die Fusion keine Marktmacht. "Tengelmann hat einen Marktanteil von 0,6 Prozent am deutschen Einzelhandel. Das macht den Kohl nicht fett", sagte er der Zeitung.