München (Reuters) - Bertelsmann schließt sich im Geschäft mit Call-Centern und der Online-Betreuung von Kunden mit dem marokkanischen Konzern Saham zusammen.
Die beiden Firmen bringen ihre Geschäfte in dem Bereich in ein Gemeinschaftsunternehmen mit 48.000 Mitarbeitern in 25 Ländern und Sitz in Luxemburg ein, an dem beide jeweils 50 Prozent halten, wie Bertelsmann am Dienstag mitteilte. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe verspricht sich davon "erhebliche Synergien", vor allem bei den anstehenden Investitionen in die Technik. Der Gütersloher Konzern hatte diesen Teil seiner Dienstleistungs-Sparte Arvato zu Beginn des Jahres zum Verkauf gestellt, weil er nicht mehr in die nötige Digitalisierung des Geschäfts investieren wollte.
Das fusionierte Unternehmen mit einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro solle nach einer Eigenkapital-Spritze künftig "ohne Rückgriff auf Bertelsmann-Ressourcen auskommen", sagte Rabe. "In den kommenden Jahren soll ein dreistelliger Millionen-Euro-Betrag investiert werden, um die regionale Präsenz weiter auszubauen" und das Unternehmen technologisch auf Vordermann zu bringen. Im französischsprachigen Raum, wo Call-Center oft von Afrika aus betrieben werden, ist Saham bereits seit 2004 an der Arvato-Sparte beteiligt. Das Familienunternehmen steuert seine Geschäfte in Ägypten, Saudi-Arabien und Katar bei. Diese sind aber kleiner als das, was Bertelsmann einbringt, weshalb Saham einen nicht genannten Betrag nach Gütersloh überweist. Insgesamt werde das fusionierte Unternehmen mit einigen hundert Millionen Euro bewertet, sagte Rabe.
Arvato kümmert sich im CRM-Segment (Customer Relationship Management) um den Kundenservice für Firmen aus Branchen wie Telekommunikation, Tourismus oder dem Online-Handel. Wer eine Hotline solcher Unternehmen anruft oder diese im Online-Chat kontaktiert, landet oft bei Mitarbeitern der Bertelsmann-Tochter. Zu den Kunden gehören große Technologie-Unternehmen - so ist Arvato etwa auch für die Löschung von Hass-Kommentaren auf Facebook (NASDAQ:FB) zuständig. Saham ist unter anderem im Bildungs- und Gesundheitssektor tätig.
Bertelsmann hatte eigentlich andere Investoren im Blick, die das CRM-Geschäft kaufen wollten. Das Frankreich-Geschäft sollte dabei außen vor bleiben. Interesse hatten Finanzkreisen zufolge Finanzinvestoren und Konkurrenten angemeldet. Rabe sagte nur, es habe mehrere Interessenten gegeben. Dann habe sich aber gezeigt, dass eine "große Lösung" mit Saham machbar sei.