Investing.com - Nach Ansicht eines Top-Strategen des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock (NYSE:BLK) können sich die Investoren nicht länger darauf verlassen, dass Aktien und andere Vermögenswerte wie früher kontinuierlich nach oben gehen.
Es sei klar geworden, dass die Inflation nicht so schnell zurückgehe wie anfangs erhofft, und das bedeute, dass die Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen weiter anheben müsse, sagte Ben Powell am Dienstag gegenüber Bloomberg TV.
Der mittels der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE war im Januar deutlich höher als erwartet ausgefallen. So stieg die von der Fed präferierte Inflationskennzahl im Jahresvergleich um 5,4 Prozent. Ökonomen hatten lediglich mit 5,0 Prozent in des Jahresrate gerechnet. Ohne Energie und Nahrungsmittel stieg der Index auf Jahressicht um 4,7 Prozent - nach 4,6 Prozent im Vormonat. Hier waren 4,3 Prozent erwartet worden.
"Wir können nicht länger einfach in allem long investiert sein - die "Alles"-Hausse ist leider vorbei", sagte der APAC-Chefstratege des BlackRock Investment Institute.
Es habe sich ein grundlegender Wandel hin zu einer Weltwirtschaft ergeben, die nicht mehr von der Nachfrage, sondern vom Angebot geprägt sei, so Powell. Das Ergebnis dieses angebotsseitigen Problems sei eine höhere Teuerung, was für die Portfolio-Entscheidungen der Investoren erhebliche Auswirkungen habe.
"Entscheidend ist, dass es fortan schwieriger sein wird, weil die Inflation sich von einem unproblematischen zu einem großen Problem entwickelt hat", ergänzte er.
Die Federal Reserve hat in ihrem Kampf gegen die turmhohe Inflation ihre Geldpolitik seit März 2022 kräftig gestrafft. Neben einer Verkleinerung der Bilanzsumme hat sie ihren Schlüsselzins um satte 450 Basispunkte angehoben.
Der Korridor der Fed Funds liegt derzeit zwischen 4,50 bis 4,75 Prozent. Weitere Zinserhöhungen werden erwartet, nicht nur vom Markt, sondern auch von den Fed-Vertretern höchst persönlich, die nach wie vor unsicher sind, ob sich die Inflation auf einem nachhaltigen Pfad in Richtung Fed-Ziel von 2 Prozent befindet.
Die nächste Fed-Sitzung findet vom 21. bis 22. März statt. Eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte gilt als sicher. Nach den zuletzt höher als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen räumt der Markt aber auch wieder einem 50-Basispunkte-Schritt eine kleine Chance ein.
Aus diesem Grund müssten die Marktteilnehmer wieder aktiver als in der Vergangenheit auswählen, wo sie ihr Geld anlegen, sagte der BlackRock-Experte.
"Wir werden etwas genauer darauf achten müssen, wo wir investieren, sowohl geografisch als auch nach Anlageklassen", sagte Powell.
Ein dynamischerer Ansatz für die Portfolios sei jetzt angesagt, um auf mögliche Kursschwankungen reagieren zu können.
"Wir müssen vielleicht etwas öfter eine Entscheidung treffen, weil die Märkte fortan volatiler sein werden", erklärte er.
Die Experten von BlackRock rieten den Anlegern unlängst, in einem Umfeld strukturell höherer Inflationsraten, die sich längerfristig in höheren Leitzinsen niederschlagen würden, in Value-Aktien zu investieren.
"Wir halten den Energie- (NYSE:XLE) und den Finanzsektor (NYSE:XLF) für interessant und konzentrieren uns innerhalb dieser Sektoren auf Qualität. Der Gesundheitssektor (NYSE:XLV) gefällt uns ebenfalls, allerdings nur zu einem vernünftigen Preis", resümierte der weltgrößte Vermögensverwalter.
Und damit hat BlackRock nicht ganz unrecht, zumindest wenn man sich die Entwicklung der einzelnen Aktien-Faktoren im bisherigen Jahresverlauf vergegenwärtigt. So liegen Value-Aktien aus dem Small-Cap-Segment (NYSE:IJS) mit einem Plus von 10 Prozent in diesem Jahr nur knapp hinter High-Beta-Aktien (NYSE:SPHB), aber deutlich vor Growth-Aktien (NASDAQ:IJT) (+6 Prozent). Und auch in der Ein-Jahres-Betrachtung überzeugt Value (NYSE:IJJ): Von allen zwölf von uns beobachteten Aktienfaktoren liegt Value an der Spitze der Performance-Rangliste:
von Robert Zach