Von Laura Sanchez
Investing.com – Die europäischen Märkte präsentieren sich am Dienstag durchwachsen – DAX, Ibex 35, CAC 40 … – während die Anleger weiterhin auf die Einschätzungen von Experten warten, welche die aktuelle Lage an den Finanzmärkten beurteilen.
„Value-Aktien, d. h. Aktien, die im Verhältnis zu den Fundamentaldaten als unterbewertet gelten, blieben im letzten Jahrzehnt meist hinter den Growth-Aktien zurück. Das änderte sich 2022, als die Zentralbanken begannen, die Geldpolitik rasch zu straffen, nur um dann Anfang dieses Jahres in der Hoffnung auf eine Lockerung der Politik einen Wertverlust zu erleiden. Wir sind überzeugt, dass diese Aktien ihre Führungsposition zurückgewinnen werden“, erklärt BlackRock (NYSE:BLK) in seinem jüngsten wöchentlichen Kommentar.
„Höhere Zinsen, Inflation sowie eine steiler werdende Renditekurve.... All dies begünstigt unserer Ansicht nach den Value-Faktor gegenüber dem Wachstumsfaktor. Es geht nicht darum, einen Faktor gegenüber einem anderen zu bevorzugen: Faktoren bedeuten für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge, und die Zusammensetzung der Faktoren ändert sich im Laufe der Zeit ebenfalls“, heißt es.
Wie der Vermögensverwalter erklärt, führen höhere Zinssätze zu höheren Abzinsungssätzen, wodurch künftige Cashflows von Wachstumsaktien weniger attraktiv werden. „Wir denken auch, dass die anhaltende Inflation bei den Anlegern dafür sorgen wird, dass diese eine höhere Vergütung für das Halten langfristiger Staatsanleihen erwarten, was die Renditen in die Höhe treibt.“
„Wir stellen fest, dass Value-Aktien tendenziell besser abschneiden, wenn die Renditekurve steiler wird. Während Aktien in der Vergangenheit vor einer Rezession unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, weil kapitalintensive Unternehmen nicht schnell auf wechselnde Zyklen reagieren können, rechnen wird damit, dass dies in diesem atypischen Wirtschaftszyklus anders sein könnte. Value bleibt attraktiv, nachdem dieser Sektor lange unter Druck stand. Die Unternehmen im Value-Segment hatten außerdem Zeit, sich auf eine gut angekündigte Rezession vorzubereiten“, so die Experten weiter.
„Unsere aktuellen Vermögensallokationen in Regionen und Sektoren sind wertorientiert und weisen Qualitätsmerkmale auf. Bei der Betrachtung der Indexzusammensetzung und der wichtigsten Unternehmenskennzahlen stellen wir fest, dass die Schwellenländer (EM) und Europa eine konsistente Value-Ausrichtung aufweisen. Bei den Sektoren sehen wir den Energiesektor als eine Mischung aus Wert und Qualität. Wir halten den Sektor für attraktiv, nachdem er in der Vergangenheit ungeliebt und undiszipliniert mit Kapital umgegangen ist. Wir gehen davon aus, dass die solideren Bilanzen, die besseren Ausschüttungen an die Anleger und die höhere Eigenkapitalrendite dem Sektor eine stärkere Tendenz zur Qualität verleihen. Wir halten auch Finanzwerte für vielversprechend, allerdings nicht in der gleichen Qualität. Wir sind der Ansicht, dass der Sektor von den höheren Zinsen profitieren wird, da sich die Nettozinsmargen nach Jahren mit extrem niedrigen, oder in einigen Fällen sogar negativen Zinsen, verbessert haben“, so die Analyse von BlackRock.
Fazit
„Wir ziehen es vor, innerhalb unserer vorsichtigen Sichtweise bei Aktien der Industrieländer selektiv vorzugehen. Wir bevorzugen Sektoren und Regionen mit einer Neigung zur Wertsteigerung und bleiben gleichzeitig in diesem neuen Umfeld erhöhter Makro- und Marktvolatilität flexibel. Wir vertreten die Auffassung, dass die strukturell höhere Inflation, die längerfristig höheren Zinsen und unsere Erwartung einer steileren Renditekurve für Value sprechen. Wir halten den Energie- und den Finanzsektor für interessant und konzentrieren uns innerhalb dieser Sektoren auf Qualität. Der Gesundheitssektor gefällt uns ebenfalls, allerdings nur zu einem vernünftigen Preis“, so BlackRock.