FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. Februar 2015. Politischer Unwägbarkeiten zum Trotz rechnen technisch orientierte Analysten mit Kurszuwächsen für den deutschen Aktienmarkt. Es gibt aber auch Warnhinweise.
Positive Signale in der Griechenland-Frage und der vereinbarte Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland sorgten nach Ansicht von Analysten Ende vergangener Woche für Entspannung an den Aktienmärkten. Der deutsche Aktienindex markierte mit der Überwindung von 11.000 Punkten abermals einen neuen Rekord, blieb auf Schlusskursbasis allerdings unterhalb dieser psychologisch wichtigen Hürde.
Vom regulären Treffen der Euroraum-Finanzminister am heutigen Montag erwartet Thomas Amend von der HSBC keine Einigung in puncto Schuldenschnitt für Griechenland. Die Zeit dränge aber, weshalb eine Lösung in Reichweite bleibe. Solange die griechische Kuh noch nicht vom Eis ist, sollten Anleger nach Meinung von Robert Halver zwar mit höheren DAX-Schwankungen rechnen. Bei Ausbleiben einer Eskalation in der Ukraine geht Halver aber dennoch von tendenziell stabilen Aktienmärkten aus. "Gegen massive Kurseinbrüche spricht die üppige, internationale Geldpolitik."
Hoffen auf Besserung
Euphorie ist Claudia Windt zufolge fehl am Platz. 2015 scheine das Jahr zu werden, in dem die geopolitischen Risiken etwas an Bedeutung verlieren könnten. Mit einer Entspannung zwischen Putin und Poroschenko schwände tatsächlich eine beträchtliche globale Krise. "Allerdings sind die Erfolgsaussichten für einen dauerhaften Frieden in der Ostukraine nach aktuellem Stand eher begrenzt", urteilt die Helaba-Analystin. Sollten die Sanktionen gegen Russland in Folge einkassiert werden, macht Windt zusätzliche Wachstumsperspektiven für Deutschland aus. Kursspielräume für Aktien würden sich zudem durch sinkende Risikoprämien ergeben.
Stabileres Fundament
Wirtschaftlich befinde sich der Euroraum auf Wachstumskurs. "Die Mehrzahl der Länder trägt mittlerweile zur positiven Entwicklung bei", bemerkt Stefan Mütze von der Helaba. Unterstützt durch den niedrigen Ölpreis und einen schwächeren Euro machten sich Strukturreformen in einigen Ländern bezahlt. Neben Deutschland sei Spanien mit plus 0,7 Prozent im vierten Quartal 2014 dynamisch dabei. Auch in Frankreich gehe es voran, wenn auch in kleineren Schritten. "In Italien hat sich im vierten Vierteljahr zumindest eine Stabilisierung eingestellt." Ebenso stiegen seit geraumer Zeit die Bruttoinlandsprodukte der Niederlande, Belgien und Portugal.
Noch Luft nach oben
Aus technischer Perspektive sieht Franz-Georg Wenner den deutschen Aktienindex weiterhin klar aufwärts gerichtet. "Trotz des sehr hektischen Hin und Her in den vergangenen Wochen hat uns der kurzfristige Signalgeber gut durch die turbulente Börsenphase geführt", berichtet der Betreiber von chartanalysen-online mit einem Blick zurück. Ende November sei der Indikator bis an die rot gestrichelte Extremzone gelaufen, was eine Übertreibung signalisiert habe. Trotz erwarteter und eingetretener anschließender Korrektur habe die Börsenampel weiterhin Grün angezeigt.
"Kurz vor einem Verkaufssignal drehte der DAX Mitte Dezember dann wieder nach oben." Vorerst bleibe somit das Ende Oktober generierte Kaufsignal bei rund 9.400 Punkten aktiv, auch wenn der Markt kurzfristig stark überkauft sei. Damit stehe die positive Tendenz zwar auf der Kippe, ein Schwächesignal liege aber noch nicht vor.
Bullen bleiben am Drücker
"Kurzfristig sah es so aus, als würde der DAX in eine seit längerem erwartete Konsolidierung eintreten", bestätigt Christian Schmidt von der Helaba. Jedoch habe die solide Unterstützung im Bereich um 10.590 Zähler einen Durchbruch verhindert. Entsprechend sei es zu einem neuerlichen Test auf der Oberseite und nach Überwindung der Hürde bei 10.815 Zählern zu einer Ausdehnung der Impulsbewegung gekommen. Da dieser Ausbruch auf Schlusskursbasis Ende der Woche gehalten werden konnte, rechnet Schmidt mit weiterem prozyklischen Kurspotenzial.
Achtsamkeit angebracht
Auch Christoph Geyer hält einen DAX-Ausbruch nach oben in den kommenden Tagen für durchaus machbar. Anleger sollten sich dem technischen Analysten der Commerzbank zufolge trotz intaktem Aufwärtstrend vor Sorglosigkeit hüten. "In den vergangenen Tagen haben die Warnsignale wieder zugenommen."Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 18. Februar
20.00 Uhr. USA: Veröffentlichung Sitzungsprotokolle des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vom 27. und 28. Januar. Eine Anmerkung hinsichtlich der internationalen Entwicklung im Statement zum letzten Zinsentscheid beschreibt die DekaBank als überraschend. Was sich hinter diesem Hinweis verbirgt und was die FOMC-Mitglieder im Januar sonst noch bewegt hat, würden die Sitzungsprotokolle offenbaren. Die DekaBank-Analysten gehen davon aus, dass die FOMC-Mitglieder manche Entwicklungen außerhalb der USA zwar mit Sorge betrachtet haben. Letztlich würden die Schwerpunkte dennoch auf der soliden inländischen Entwicklung und dem Arbeitsmarkt liegen.
Freitag, 20. Februar
10.00 Uhr. Euroraum: PMI verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen Februar. Die DekaBank-Analysten rechnen mit einem Anstieg der Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum im Februar. Die Wirtschaft bekomme trotz der Diskussionen mit Griechenland und der Ukraine-Krise ausreichend Rückenwind. Billiges Geld, niedrige Energiepreise und ein schwacher Euro helfe den Unternehmen, Fahrt aufzunehmen. Sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch die Dienstleister würden profitierten.
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Von Iris Merker, Deutsche Börse (XETRA:DB1Gn) AG
© 16. Februar 2015
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.