Frankfurt, 04. Feb (Reuters) - Angesichts der vielen Störfaktoren in der Weltwirtschaft wagt der Technologiekonzern Bosch ROBG.UL für das laufende Jahr noch keine Geschäftsprognose. Nicht nur die Corona-Pandemie, der Brexit und die weiter angespannten Handelsbeziehungen zwischen China und den USA belasteten. Auch der Engpass bei Computerchips setze dem global führenden Automobilzulieferer zu, erklärte Bosch-Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer bei einem Pressegespräch am Mittwochabend. Eine Umsatz- und Ertragsprognose für dieses Jahr sei deshalb noch nicht möglich. Bosch-Chef Volkmar Denner erwartet zumindest eine leichte Erholung der Fahrzeugproduktion vom Corona-Schock. Nach dem Minus von 15 Prozent auf rund 78 Millionen Fahrzeugen 2020 soll es dieses Jahr wieder aufwärts gehen auf 85 Millionen Einheiten. "Aber wir kommen von 98 Millionen Fahrzeugen 2017 - wir haben schon noch eine große Strecke aufzuholen", sagte Denner.
Im vergangenen Jahr konnte der Stiftungskonzern den starken Umsatzrückgang im Autozuliefer- und im Industriegeschäft durch Wachstum bei Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen teilweise ausgleichen. Denn während des Lockdowns in der Pandemie beschäftigten sich die Verbraucher mehr mit Haus und Garten. Der Umsatz sank insgesamt wechselkursbereinigt um 4,4 Prozent auf 71,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn sackte um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab auf 1,9 Milliarden Euro. Das lag an Restrukturierungsaufwendungen von 1,4 Milliarden Euro, die etwa durch die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromobilität anfallen. Diese geht mit sozialverträglichem Stellenabbau einher, den die neue Personalchefin Filiz Albrecht aber nicht beziffern wollte. "Wir wollen möglichst viele Beschäftigte durch die Transformation bringen. Das wird ein Marathon, kein Sprint", sagte sie. In elektrische Antriebe mit Batterie und Brennstoffzellen steckt Bosch weiter viel Geld mit dem Ziel, Weltmarktführer zu sein, betonte Denner.
Zum derzeit heiß diskutierten Thema Chipmangel in der Autoindustrie hielten sich die Bosch-Manager bedeckt. In der Corona-Krise war der Autoabsatz im Frühjahr eingebrochen, während die Nachfrage nach Unterhaltungselektronik boomte. Die Halbleiter-Hersteller aus Asien steuerten um und erklärten, die Autoindustrie hätte die Erholung ihres Marktes in China unterschätzt und deshalb zu spät bestellt. Von Autokonzernen sickerte Kritik durch, dafür wären große Zulieferer wie Bosch oder Continental CONG.DE mit verantwortlich, weil sie viele Bauteile mit elektronischen Steuerungen zuliefern. "Wir kämpfen alle gemeinsam in enger Zusammenarbeit, dieses Problem zu beherrschen. Es zu lösen ist dann die nächste Sache", sagte Stefan Hartung, Chef der Kfz-Sparte Mobility Solutions. Mit der Ursachenforschung wolle sich Bosch erst zuletzt beschäftigen.
(Reporterin: Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter der Telefonnummer 030 2201 33702)