Vor wenigen Monaten erst hat die Lufthansa (DE:LHAG) (WKN: 823212) die ersten Milliarden aus dem Rettungspaket des Staates bekommen. Doch bereits jetzt gibt es die Befürchtung, dass das Geld nicht ausreichen könnte, um die Krise zu überstehen. Denn es zeichnet sich langsam ab, dass die Luftfahrtbranche langsamer aus der Krise herausfinden wird, als ursprünglich erhofft.
Milliardenverlust im 2. Quartal Ein Großteil der Belastungen sind in das zweite Quartal gefallen. In dem Quartal ist der Umsatz der Lufthansa um 80 % auf nur noch 1,9 Mrd. Euro eingebrochen. Im Vorjahresquartal lag der Wert noch bei 9,6 Mrd. Euro. Das hat zu einem gewaltigen Verlust von 1,5 Mrd. Euro geführt, der die Bilanz massiv unter Druck gesetzt hat.
Auch das erste Quartal lief bereits katastrophal, sodass in den ersten sechs Monaten ein Verlust von insgesamt 3,6 Mrd. Euro verbucht werden musste. Zwar ist das Schlimmste in Hinsicht auf die Passagierzahlen bereits überstanden, aber in den kommenden Quartalen ist dennoch mit Horrorzahlen zu rechnen.
Im zweiten Quartal hat die Lufthansa ganze 550 Mio. Euro je Monat verbrannt. Der Wert wird sich in den kommenden Monaten zwar zunehmend verringern, aber laut Aussagen des Managements wird es sich nur um eine moderate Verbesserung handeln. Man kann also fest davon ausgehen, dass die Lufthansa auch weiterhin jeden Monat Hunderte Millionen Euro verbrennen wird. Da muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, wie lange die finanziellen Hilfen überhaupt ausreichen können.
Ende Juni verfügte die Lufthansa inklusive der staatlichen Finanzspritzen über liquide Mittel in Höhe von 11,8 Mrd. Euro. Geht man nun davon aus, dass im Durchschnitt weiterhin etwa 500 Mio. Euro je Monat den Konzern verlassen, würde das Geld für etwa 23 Monate reichen. Das gibt der Lufthansa zwar erst einmal ein ordentliches finanzielles Polster, um das Geschäft neu aufzustellen und an die neuen Begebenheiten anzupassen. Denn es ist davon auszugehen, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis sich der Flugverkehr wieder normalisieren wird. Daher muss die Lufthansa dringend ihre Kosten senken und die Flotte verkleinern.
Wettbewerb erhöht den Druck auf die Lufthansa Denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Vor wenigen Wochen hat Konkurrent Ryanair (IR:RYA) (WKN: A1401Z) mit Kampfpreisen um Fluggäste geworben. Für nur 5 Euro wurden Hunderttausende Flugtickets verschleudert. Es deutet sich also bereits jetzt an, dass ein harter Konkurrenzkampf um die Passagiere entbrennen wird. Wer in diesem Preiskampf die geringsten Kosten und die stärkste Bilanz mitbringt, wird langfristig gewinnen.
Für die Lufthansa ist das aber nicht das einzige Problem.
Denn auf einen großen Teil der staatlichen Hilfen sind hohe Zinszahlungen fällig. Der Zinssatz wird in den kommenden Jahren stetig weiter steigen und zu einer immer größeren finanziellen Belastung werden. Insgesamt werden sich die Zinszahlungen auf mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr belaufen und damit noch weiter zu den hohen Mittelabflüssen beitragen.
Gleichzeitig wird es aber noch eine Weile dauern, bis die Lufthansa wieder profitabel arbeiten wird. Denn selbst vor der Krise war sie nie außergewöhnlich profitabel. Im letzten Geschäftsjahr ist der Gewinn gegenüber dem Vorjahr bereits um 44 % auf nur noch 1,2 Mrd. Euro gefallen. In Zeiten erheblich geringerer Umsätze fällt es schwer, zu glauben, dass man dennoch irgendwie profitabel arbeiten kann.
Weiteres Kapital könnte nötig werden Vorerst dürfte die Lufthansa also über genügend Liquidität verfügen, um das Geschäft zu restrukturieren und allen Verpflichtungen nachzukommen. Sollten die Verluste aber in den kommenden Quartalen auf dem Niveau bleiben, könnte die Lufthansa gezwungen sein, sich weiteres Kapital zu besorgen.
Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020