- von Se Young Lee
Seoul (Reuters) - Bei Samsung nimmt das Desaster um brennende Akkus bei dem neuen Smartphone-Flaggschiff Galaxy Note 7 immer verheerendere Ausmaße an.
Der Weltmarkführer hat laut einem Insider die Produktion des Geräts, das eigentlich Apple (NASDAQ:AAPL) mit seinem iPhone unter Druck setzen sollte, zunächst komplett gestoppt. Medienberichten vom Montag zufolge reagieren die Südkoreaner damit darauf, dass auch ein wegen Brandgefahr schon ausgetauschtes Exemplar vergangene Woche an Bord eines Flugzeugs Feuer fing. Samsung selbst teilte lediglich mit, die Auslieferungen würden "angepasst", um eine bessere Qualitätskontrolle zu ermöglichen. Zwei US-Mobilfunkanbieter erklärten, ihren Kunden wegen des Risikos erstmal keine Note 7 mehr auszuhändigen. Fachleute legten Samsung nahe, das Modell ganz einzustampfen. "Sonst kann die Marke einen Schaden nehmen, wie es ihn in der Geschichte von Hightech-Firmen noch nicht gegeben hat", sagte der Marketing-Experte Eric Schiffer.
Eigentlich sah sich Samsung mit dem Note 7 auf gutem Wege, Apple auszustechen. Während bei dem US-Konzern zuletzt der iPhone-Absatz sank und die Gewinne wegbrachen, klingelten bei den Asiaten die Kassen. Am 2. September aber, nur zwei Wochen nach dem Verkaufsstart des neuen Geräts, rief Samsung alle 2,5 Millionen bis dahin schon ausgelieferten Note 7 zurück. Zuvor waren im Internet Bilder von verschmorten Handys zu sehen gewesen, Medien hatten von "Explosionsgefahr" bei den Geräten berichtet. Ursache waren offenbar die Akkus. Samsung versprach, Kunden die Geräte durch fehlerfreie neue zu ersetzen.
Vor wenigen Tagen musste dann aber in den USA ein startbereites Flugzeug wegen eines qualmenden Note 7 geräumt werden, das den Besitzern zufolge bereits von Samsung ausgetauscht worden war. Der Konzern hatte daraufhin eine Untersuchung angekündigt.
NOTE 7 IN FLUGZEUGEN WEITER TABU
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, die Aussetzung der Produktion sei in Absprache mit den Behörden in China und den USA erfolgt. Zuvor hatten Airlines, Behörden und Flughafenbetreiber bekräftigt, dass Besitzer des Note 7 ihre Geräte an Bord nicht in Betreib nehmen und auch nicht aufladen dürfen. Die Telekom-Konzerne AT&T und T-Mobile US erklärten, sie würden keine Geräte im Tausch mehr herausgeben. T-Mobile stoppte zudem den Verkauf.
Apple dürfte sich angesichts der Entwicklung die Hände reiben. Der Smartphone-Vorreiter hatte Anfang September selbst seine neuen Geräte vorgestellt, die ebenso wie das Note 7 mit Preisen von rund 800 Euro im Luxus-Segment angeordnet sind. Mitte September hatte der US-Konzern dann von einer regen Nachfrage nach den neuen Geräten gesprochen. Für Apple käme ein Verkaufserfolg zur rechten Zeit, nachdem die Umsätze in den vergangenen beiden Quartalen geschrumpft waren.
Samsung ist dem Branchendienst IDC zufolge Smartphone-Marktführer vor Apple: Den Daten zufolge wurden weltweit im zweiten Quartal knapp 345 Millionen Geräte abgesetzt, davon entfielen 22,8 Prozent auf die Südkoreaner und 11,7 Prozent auf die Amerikaner. Auf Rang drei liegt Huawei aus China mit 9,3 Prozent.
"SICHERHEIT SOLLTE VOR PROFIT KOMMEN"
Mehrere Experten forderten indes einen harten Schnitt: "Samsung sollte den Verkauf der Geräte aussetzen und die Sicherheit seiner Kunden vor den Profit stellen", sagte Eric Schiffer, Fachmann für Firmenstrategien bei Reputation Management Consultants. Der Konzern solle das Gerät lieber in die "Hall of Shame" der größten Technologie-Flops einreihen. "Die sauberste Sache wäre, das Note 7 aufzugeben", sagte auch Park Jung-hoon, Fondsmanager bei HBC Asset Management. "Es macht wirklich Sorgen, dass die Leute nun wiederholt an den grundlegenden Fähigkeiten von Samsung zweifeln. Deshalb ist es wichtig, dass der Konzern die Sache schnellstmöglich klärt."
Die Aktien von Samsung verloren am Montag 1,5 Prozent an Wert. Trotz des Note-7-Desasters liegen die Papiere aber noch immer nahe ihres Jahreshochs. Das liegt auch daran, dass der Konzern - im Gegensatz zu Apple - nicht so stark vom Smartphone-Geschäft abhängig ist: So mischt Samsung auch bei Fernsehern, Hausgeräten, Halbleitern und Bildschirmen kräftig mit.