Berlin, 02. Jul (Reuters) - Der Bundestag hat eine Gutschein-Lösung für ausgefallene Pauschalreisen beschlossen. Das Parlament votierte am Donnerstag für einen Gesetzentwurf der Koalition, mit dem Reiseveranstalter Urlaubern einen staatlich abgesicherten Gutschein für coronabedingt ausgefallene Reisen anbieten können. Die Reisebranche kritisierte den Vorstoß. "Gutscheine finden kaum Anklang beim Kunden – lediglich 10 bis 20 Prozent der Verbraucher akzeptieren sie", sagte Präsident Norbert Fiebig vom Branchenverband DRV. "Aber die Koalition tut so, als sei das Liquiditätsproblem mit den Gutscheinen jetzt gelöst." Überbrückungshilfen für Reisebüros, Veranstalter und Dienstleister kämen zögerlich, verspätet, unzureichend und nur für drei Monate. "Wirksame Unterstützung sieht anders aus."
Die Koalition wollte ursprünglich verpflichtende Gutscheine einführen, um die Liquidität der Firmen zu schonen. Allerdings sperrte sich die EU-Kommission dagegen und machte deutlich, dass Verbraucher die Wahl haben müssen zwischen einem Gutschein und einer Rückerstattung. Nun soll eine Garantieprämie der Reiseunternehmen dafür sorgen, dass die staatliche Absicherung nicht als EU-Beihilfe gilt. Die Virus-Pandemie mit ihren Reiseverboten trifft die Tourismusbranche extrem hart. Bis Ende August summieren sich die Umsatzeinbußen nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) auf 20 Milliarden Euro. Spätestens seit der Aufhebung der Reisewarnung für Europa Mitte Juni spürt die Branche etwas anziehende Buchungen. Diese liegen aber laut DRV rund ein Viertel unter dem Niveau des Rekordjahres 2019.
Vertreter der Koalition erklärten, mit der Gutschein-Lösung solle für die Verbraucher ein Anreiz geschaffen werden, zunächst auf Rückzahlungen zu verzichten und stattdessen Gutscheine zu akzeptieren und damit gleichzeitig die Unternehmen vor übermäßigen Rückzahlungsforderungen zu schützen. Urlauber gingen kein Risiko ein, sagte Unions-Fraktions-Vize Thorsten Frei. "Der Gutschein ist gegen eine Insolvenz des Reiseveranstalters staatlich abgesichert und schützt damit die Kunden." AfD-Politiker Lothar Maier kritisierte das Vorgehen der Koalition mit dem Scheitern des Zwangsgutscheins als "Stümperei". Die FDP monierte, die Regierung unterstütze die Branche nicht genug und nach Ansicht der Grünen kommt das Gesetz viel zu spät.