Investing.com - Die US-Aktienmärkte hatten alles andere als einen guten Start in das neue Börsenjahr. Aus Angst vor einer schnelleren und stärkeren Straffung der US-Geldpolitik hat der Nasdaq 100 seit Jahresbeginn bereits mehr als 8,5 Prozent verloren, der breiter gefasste S&P 500 5,26 Prozent und der eher auf Value-Werte ausgerichtete Dow Jones Industrial immerhin noch 3,32 Prozent.
Ohne die Erholungsbewegung in den letzten beiden Handelstagen wären die Verluste der wichtigsten US-Börsenbarometer noch größer ausgefallen. In der Spitze lag der S&P 500 mehr als 10 Prozent unter seinem Höchststand.
Laut der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) handelt es sich trotz der jüngsten Gegenbewegung an den Märkten aber nicht mehr nur um eine Korrektur, sondern um einen Bärenmarkt. Die Ängste vor der Fed seien aber übertrieben, so die Analysten, die trotz der trüben Börsenstimmung Möglichkeiten sehen, sich jetzt günstig in Unternehmen einzukaufen.
Geht es nach dem Strategen Marko Kolanovic, der bei früheren Ausverkäufen in der Pandemie-Zeit bereits empfahl, den Dip zu kaufen, bieten Aktien - vor allem Small Caps (NYSE:IWM) und zyklische Werte - ohne Aussicht auf eine Rezession Kaufgelegenheiten.
"Die Märkte befinden sich im Baissebereich: die Bewertungen von Small Caps befinden sich auf dem tiefsten Stand seit 20 Jahren, und die Stimmung der Anleger ist pessimistisch", schrieb Kolanovic in einer Notiz. "Viele Marktparameter wie die jüngste Performance von Aktien mit hohem gegenüber niedrigem Beta und die Bewertungen von Small Caps preisen bereits eine Rezession ein - dieser Fall wird unseres Erachtens aber nicht eintreten."
"Auf der Bewertungsseite ist die Neubewertung des S&P 500 nach der Pandemie fast vollständig rückgängig gemacht worden, wobei das KGV jetzt nur noch 0,5 höher ist als vor der Pandemie, als die Bedingungen noch restriktiver und die Fundamentaldaten weniger günstig waren", sagte er. "Noch extremer ist die Situation bei Small Caps, deren Bewertung auf ein Niveau gesunken ist, das zuletzt vor etwa 20 Jahren zu beobachten war."
Letzte Woche sagte Kolanovic, der Ausverkauf an der Wall Street sei übertrieben.
"Die Nervosität im Zusammenhang mit dem Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank ist zwar verständlich, wird aber durch technische Faktoren verstärkt, die sich ganz schnell wieder ändern können. So könnte es zu einer Umkehr der systematischen Abflüsse kommen und zu einer Zunahme der Rückkäufe, wenn wir die Blackout-Period verlassen", fügte er hinzu.
Auch Goldman Sachs-Analyst David Kostin ist weiterhin positiv für Aktien gestimmt. Korrekturen von 10 Prozent oder mehr hätten in der Vergangenheit selten zu ausgewachsenen Bärenmärkten geführt und böten oft Kaufgelegenheiten, schrieb er in seinem wöchentlichen Kommentar.
Den Untersuchungen von Kostin zufolge ist der S&P 500 seit 1928 vom Höchststand bis zum Tiefststand um durchschnittlich 13 Prozent zurückgefallen, wobei es in 62 Prozent dieser Börsenjahre zu Korrekturen um mehr als 10 Prozent gekommen war. Wer 10 Prozent unter dem Höchststand des S&P 500 kaufte - unabhängig davon, ob es sich um den Tiefststand handelte - hätte in den darauf folgenden zwölf Monaten eine durchschnittliche Rendite von 15 Prozent erzielt, so der Stratege.