Düsseldorf (Reuters) - Die Einzelhandelsholding Ceconomy will mit ihren Töchtern Media Markt und Saturn dem US-Onlineriesen Amazon (NASDAQ:AMZN) die Stirn bieten.
Dazu würden die Geschäfte im Internet und in den Läden besser verzahnt und verstärkt auf Dienstleistungen gesetzt, kündigte Ceconomy-Chef Pieter Haas am Dienstag an. "Wir sind ein digitales Unternehmen", unterstrich er: "Wir sind überall." Die Ankündigung Amazons, auch in Deutschland Geschäfte eröffnen zu wollen, nahm Haas gelassen: "Das haut uns nicht aus den Socken." Vor fünf Jahren habe jeder gesagt, Media Markt und Saturn müssten werden wie Amazon - nun setze der US-Riese auf ein ähnliches Konzept wie die Elektronikketten. Im laufenden Geschäftsjahr will Haas nun den Gewinn deutlich und den Umsatz ein wenig steigern. Zudem wittert er die Chance, den ungeliebten Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals endlich loszuwerden. Ein Vermittler soll Wege ausloten, wie beide Seiten sich trennen können.
Amazon hatte angekündigt, in Deutschland auch eigene Läden betreiben zu wollen. "Das ist keine Frage des Ob, sondern des Wann", kündigte Deutschland-Chef Ralf Kleber in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe an. Media-Saturn hatte die Herausforderung des Online-Handels lange ignoriert. Der Online-Shop der Kette Saturn ging erst 2011 an den Start. Doch Haas hat dem schwerfälligen Tanker eine Internet-Offensive verordnet. Mehr als zehn Prozent des Umsatzes von knapp 5,3 Milliarden Euro wurden im abgelaufenen vierten Quartal 2016/17 in Internet generiert. Mit der Verschränkung der Vertriebskanäle will Haas punkten: "Der Kunde will alles überall." Über 1000 Läden stehen dabei bei Ceconomy zur Verfügung, mehr als 3,6 Millionen Verbraucher besuchen täglich die Online-Seiten. Kunden können sich etwa ihr neues Smart-Phone im Internet aussuchen und es dann rasch im nächsten Markt abholen. Nahezu jeder zweite Kunde nutze bei online bestellten Waren diese Möglichkeit.
TRENNUNG DER EINZIG VERNÜNFTIGE WEG
Ceconomy war im Sommer aus dem Handelsriesen Metro (DE:MEOG) hervorgegangen, der in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler aufgespalten wurde. Zentrale Beteiligung der Ceconomy ist Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn. Minderheitseigner ist dort der streitbare Firmengründer Kellerhals, der sich mit Haas einen Machtkampf liefert. Kellerhals nahm zuletzt etwa am Einstieg Ceconomys bei dem französischen Konkurrenten Fnac Darty Anstoß und erhob bei der Finanzaufsicht BaFin Beschwerde. Im Konflikt zwischen Kellerhals und Ceconomy soll der Investor Clemens Vedder eine Lösung finden - er ist von beiden Seiten erneut als Mediator eingeschaltet worden. Haas sagte, der einzig vernünftige Weg sei eine Trennung. Dabei dürfte es Insidern zufolge darauf ankommen, ob Vedder ein Paket schnüren kann, das Kellerhals einen Ausstieg schmackhaft macht. "Wir sind zuversichtlich, dass die Parteien unter unserer Mithilfe diesmal zu einer gesichtswahrenden und allseitig zufriedenstellenden Einigung kommen", hatte ein Sprecher Vedders angekündigt.
Zugleich soll die Abspaltung von der Metro auch dazu beitragen, eine der Schwächen Media-Saturns zu beheben. Der Händler verdient auch im Vergleich zu Konkurrenten wenig Geld. Analysten kritisieren unter anderem, die Läden seien viel zu groß. Ceconomy will nun in der Unabhängigkeit 2017/18 den operativen Ertrag sowohl beim Ebitda als auch beim Ebit "mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich" steigern.
Die Aufspaltung zieht aber auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf nach sich. Sie geht unter anderem dem Verdacht der Marktmanipulation nach, der Vorwürfe richtet sich unter anderem gegen Haas. Der Ceconomy-Chef betonte indes, dass es nach seiner Ansicht kein Fehlverhalten gegeben habe.