Im Januar war die Cowen-Analystin Vivien Azer sehr zufrieden mit den Aussichten von Canopy Growth (WKN:A140QA). Azer prognostizierte, dass der Umsatz von Canopy im Geschäftsjahr 2020, das im April begonnen hat, um 225 % steigen würde. Sie betonte, dass Canopys die Branche beherrschende Marktanteile in Kanada ein großer Vorteil für das Unternehmen sei.
Aber Canopy Growth ist nun nicht mehr Azers Top-Pick. Derzeit schätzt sie Aurora Cannabis (WKN:A12GS7) noch mehr und glaubt, dass die Aktie mehr als 30 % über den derzeitigen Stand kommen könnte. Welche Gründe hat sie für die Annahme, dass Aurora Cannabis den größeren Rivalen Canopy Growth als Nummer eins auf dem Marihuanamarkt abhängen kann?
Kapazität ist King Azer schätzt Aurora Cannabis vor allem wegen der Produktionskapazität des Unternehmens. Sie schrieb ihren Klienten, dass Auroras Kapazität dem Unternehmen „die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellt, um die ersten großen Nachfragen im Bereich legales Cannabis zu bedienen und gleichzeitig die höherwertigen Einnahmen im medizinischen Markt weiter zu steigern.“
Und genau das dürfte wohl eintreten. Aurora Cannabis hat in seinem Q2-Update für das Geschäftsjahr 2019 erklärt, dass man mit einer jährlichen Produktionsrate von rund 120.000 Kilogramm plant. Allerdings sagte das Unternehmen damals, dass bis Ende März die jährliche Produktionskapazität auf 150.000 Kilogramm erhöht werden soll.
Azer weiß aber auch, dass Aurora auf Kurs sein sollte, um rund 575.000 Kilogramm Cannabis pro Jahr produzieren zu können. Das sollte ausreichen, um auf der Grundlage der aktuellen Pläne der beiden Unternehmen das Wachstum von Canopy zu übertreffen.
Die Realität auf dem kanadischen Marihuanamarkt ist, dass die Kapazität das Wichtigste ist. Das wird sich auch in naher Zukunft wahrscheinlich nicht ändern. Und wenn Aurora im Bereich Kapazität Branchenführer ist, kann das Unternehmen vielleicht tatsächlich Canopy Growth als Nummer eins ablösen.
Jenseits von Kanada Azer gefiel auch, dass Aurora in 23 Ländern präsent ist. Sie glaubt, dass das Unternehmen damit auf einem guten Weg ist, den Anteil am Weltmarkt deutlich zu steigern.
Aurora Cannabis wird bald in 24 Ländern tätig sein. Das Unternehmen hat kürzlich angekündigt, dass es die Mehrheit am portugiesischen Gaia Pharm übernimmt und es dann in Aurora Portugal umbenennen wird.
Diese Tätigkeiten sind in der Tat wichtig. Die Chance auf dem internationalen Markt für medizinisches Marihuana sollte langfristig größer sein als der gesamte kanadische Marihuanamarkt, also für medizinisches wie auch frei verkäufliches Cannabis.
Aurora hat im internationalen Vertrieb vorerst einen leichten Vorteil gegenüber Canopy Growth. Im letzten Quartal verzeichnete Aurora einen internationalen Umsatz von 2,9 Millionen CAD, während Canopy Growth einen internationalen Umsatz von 2,7 Millionen CAD bekannt gab.
Das Überholmanöver Natürlich konnte Aurora Cannabis den Rivalen Canopy zwischen Anfang Januar und März in Bezug auf Produktionskapazität und internationale Aktivitäten nicht übertreffen. Aber eine Sache hat sich signifikant geändert – und das war zweifellos ein wichtiger Faktor für Azers neue Meinung.
Die Marktkapitalisierung von Canopy Growth ist bis heute um fast 70 % gestiegen und liegt nun bei rund 15,6 Milliarden USD. Auch Aurora Cannabis hat hier richtig glänzen können. Die Marktkapitalisierung von etwas über 8 Milliarden USD macht jedoch gerade mal die Hälfte der Marktkapitalisierung von Canopy Growth aus.
So ergibt es also tatsächlich Sinn, dass Azer Aurora zu ihrem Top-Pick macht. Zumindest vorerst rangiert Canopy Growth hinter Aurora bei den geplanten Produktionskapazitäten und dem internationalen Vertrieb. Da so viel für Aurora spricht, macht es die zusätzlich noch niedrigere Marktkapitalisierung zur folgerichtigen Wahl.
Störfaktoren Es gibt jedoch mindestens zwei Dinge, die zu Problemen werden könnten. Zum einen drängt Canopy bereits jetzt aggressiv auf den US-Hanfmarkt, während Aurora da viel zurückhaltender agiert. Der US-Hanfmarkt hat ein riesiges Potenzial, so dass Canopy einen entscheidenden Vorteil gegenüber Aurora haben könnte.
Ein noch größerer Vorteil für Canopy Growth ist seine Partnerschaft mit Constellation Brands (NYSE:STZ). Der große Hersteller von alkoholischen Getränken investierte Ende letzten Jahres 4 Milliarden USD in Canopy.
Dieses Geld gibt Canopy die finanzielle Flexibilität, deutlich zu expandieren, ohne zusätzliche Schulden aufzunehmen oder neue Aktien auszugeben. Constellation hat auch eine sehr gute Erfolgsbilanz beim Aufbau von Verbrauchermarken, was in der Cannabisindustrie immer wichtiger werden wird.
Auch Aurora könnte demnächst einen Partner auftun, aber dafür gibt es keine Garantie. Sollte man solo bleiben, könnte Azer sich dann doch wieder dazu entscheiden, Canopy Growth als die bessere Aktie zu erachten.
The Motley Fool empfiehlt Aktien von Constellation Brands. Keith Speights besitzt keine der angegebenen Aktien.
Dieser Artikel erschien am 12.3.2019 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
Motley Fool Deutschland 2019