Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte notierten am Donnerstag im Plus und erholten sich von den heftigen Verlusten der vorangegangenen Sitzung. Gute Firmenbilanzen und ein Nachlassen der Pandemie in Europa, was die Hoffnung auf eine schnelle Wiedereröffnung der Volkswirtschaften und einer damit einhergehenden Erholung schürt, sorgten für gute Laune im Frühhandel.
Gegen 9.50 Uhr stand der DAX in Deutschland 0,5% höher, der CAC 40 in Frankreich stieg um 0,6% und der FTSE 100 in Großbritannien kletterte um 0,4%.
Am Mittwoch verzeichneten die wichtigsten europäischen Aktienindizes deutliche Kursverluste - der DAX fiel um 1,8%, der CAC 40 um 1,4% und der FTSE 100 1,2% - nachdem das Protokoll der April-Sitzung der Federal Reserve andeutete, dass die Notenbanker eine Tapering-Debatte in den kommenden Sitzungen in Betracht ziehen.
Am Donnerstag gestaltet sich die Stimmung an den Börsen nach guten Firmenbilanzen aus Europa jedoch erfreulicher.
Die Aktie von Bouygues (PA:BOUY) legte um 2% zu, nachdem der französische Mischkonzern die Jahresprognose für seine Telekommunikationssparte angehoben und einen geringer als erwarteten Nettoverlust für das erste Quartal gemeldet hatte.
Für die Papiere der Deutschen Telekom (OTC:DTEGY) ging es um 1,5% aufwärts. Für Kursgewinne sorgte die Anhebung des mittelfristigen Ergebnisausblicks. Gefragt waren auch die Aktien von Nordic Semiconductor (OL:NOD), die um 11% zulegten. Getrieben wurden die Anteilsscheine von Übernahmehoffnungen durch den französisch-italienischen Chiphersteller STMicroelectronics (PA:STM).
Übernahmen waren auch in Großbritannien das Thema: Die britische Wettbewerbsbehörde hat nach monatelanger Prüfung die 44 Milliarden Dollar schwere Fusion zwischen dem Breitbandanbieter Virgin Media und Telefonicas (NYSE:TEF) britischem Mobilfunkanbieter O2 genehmigt.
Auf der Verliererseite standen dagegen die Aktien von Royal Mail (LON:RMG). Sie sanken im Zuge der fehlenden Jahresprognose des nationalen Paketdienstes um 1,6%. Die Anteilsscheine von EasyJet (LON:EZJ) büßten 1,3 % ein, nachdem die Billigfluggesellschaft im ersten Halbjahr einen Verlust von 701 Mio. Pfund (990 Mio. Dollar) verzeichnete. EasyJet drosselte außerdem seine Flugkapazität für das laufende Quartal auf 15% des Vorkrisenniveaus (von zuvor 20%), sagte aber, man hoffe, im wichtigen Sommerquartal mit 90% Kapazität zu fliegen.
Als Stimmungsaufheller für die Anleger gilt außerdem, dass die Behörden in ganz Europa aufgrund sinkender Infektionsraten und steigender Impfquoten die Corona-Beschränkungen lockern. Großbritannien ist seit Montag wieder weitgehend geöffnet, und aktuelle Berichte deuten darauf hin, dass die Regierung immer zuversichtlicher wird, die verbleibenden Restriktionen wie geplant am 21. Juni aufheben zu können. Italien, das ursprüngliche Epizentrum der Krise in Europa, wird seine landesweite Ausgangssperre in den kommenden Wochen aufheben, und in Deutschland werden die strengen Beschränkungen allmählich gelockert.
Doch während sich die Corona-Lage in der gesamten Region entspannt, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Dienstag, es sei "von großer Bedeutung, dass die geld- und fiskalpolitischen Hilfen nicht zu früh zurückgenommen werden", was darauf hindeutet, dass in der Region ein viel geringeres unmittelbares Risiko in Bezug auf Änderungen der Zentralbankpolitik besteht als auf der anderen Seite des großen Teichs.
Im europäischen Wirtschaftskalender herrscht am Donnerstag gähnende Leere, aber die Veröffentlichung der wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung liefert weitere Einblicke in das Tempo der Erholung am US-Arbeitsmarkt.