von Robert Zach
Investing.com - Der Dax präsentiert sich nach dem gewinnreichen Vortag stabil. Kurz nach Handelsbeginn in Frankfurt gibt das deutsche Börsenbarometer gut 4 Punkte ab auf 12.325 Zähler.
EZB-Chef Mario Draghi trat gestern mit seiner ultra-dovishen Rede auf der Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra eine Kauflawine los, die den Dax in die Nähe des Jahreshochs bei 12.435 Zähler brachte.
Draghi hatte gestern die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik weit aufgestoßen. Er betonte, es werde zusätzlicher geldpolitischer Anschub notwendig sein, wenn die Inflation weiterhin nicht anziehe."Wir werden alle Flexibilität innerhalb unseres Mandats nutzen, um unseren Auftrag zu erfüllen."
Insidern zufolge war die Rede von Draghi, der im Oktober seinen Posten als EZB-Chef räumt, jedoch nicht so mit dem EZB-Rat abgestimmt. Das erhöht nun die Erwartungshaltung an die Währungshüter, zu handeln, falls sich die Wirtschaft nicht erholt. Denn es ist die Aussicht auf billiges EZB-Geld, was den Dax gestern so in die Höhe schießen ließ. Fällt diese Stütze weg, dürften auch die Gewinne rasch wieder abbröckeln.
Neben Draghis dovisher Rede sorgte auch die Ankündigung von Trump, Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Japan Ende des Monats zu treffen, für steigende Kurse.
Im Fokus steht nun die geldpolitische Entscheidung der Fed heute Abend. Eine Zinssenkung wird zwar nicht erwartet. Marktexperten sehen aber gute Chancen dafür, dass Fed-Chef Jerome Powell die Märkte auf einen Zinsschritt im Juli vorbereitet. Am Markt beläuft sich die Wahrscheinlichkeit auf über 80 Prozent, dass es im Juli zu niedrigeren Zinsen kommt.
Powell steht unter einen enormen Druck, insbesondere nachdem US-Präsident Donald Trump gestern auf eine Frage von Journalisten in Bezug auf eine mögliche Degradierung von dem Notenbankchef sagte: "Mal sehen, was er macht."
"Wenn die Fed heute nicht liefert, gibt es einen Tsunami an den Märkten. Und wenn sie liefert: neue Allzeithochs bei den US-Indizes", prognostiziert Markus Fugmann von finanzmarktwelt.
Der Präsident kritisiert schon seit einigen Monaten die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Seine Argumente: zum einen braucht er niedrige Zinsen, damit der Aktienmarkt vor seiner Wiederwahl nächstes Jahr weiter hausiert, und zum anderen, um den Handelskrieg mit China zu überstehen.
Durch die charttechnische Brille betrachtet könnte der Dax nun das Jahreshoch bei 12.435 Punkte ins Visier nehmen. "Charttechnisch kratzt der deutsche Leitindex wieder am Dezember-2018´er Aufwärtstrend. Es fehlen allerdings noch ein paar Punkte zu wirklichen Rückkehr", schrieb Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel in einer täglichen Kundennotiz.
Die Indikatoren verhalten sich seiner Meinung nach wie seit Beginn der Handelswoche neutral. "Die Slow-Stochastik allerdings steht – trotz des gestrigen Anstieges – vor einem Kaufsignal. Es scheint, dass die Käuferseite noch nicht voll investiert ist. Viele warten die Tendenz an der unteren Aufwärtstrendlinie noch ab", fügte er hinzu.