Das Jahr 2019 neigt sich inzwischen dem Ende entgegen und auch wenn wir noch einige Handelstage in diesem Börsenjahr haben, können wir doch ein erstes Fazit für die vergangenen Monate ziehen.
Auf Sicht vieler Indizes war das Gesamtjahr definitiv ein Erfolg und alleine unser heimischer Leitindex, der DAX, hat, ausgehend von einem Punktestand von 10.580 Zählern, deutlich zweistellig auf zuletzt über 13.000 Punkte zugelegt, wobei derzeit wieder ein Kampf um die runde Marke der 13.000 entbrannt ist (11.12.2019, maßgeblich für alle aktuellen Kurse).
Das aktuelle Börsenjahr hatte für Investoren jedenfalls viele lehrreiche Aspekte zu bieten und einige Stolpersteine, die Investoren womöglich viel Geld gekostet haben. Werfen wir in diesem Sinne einen Foolishen Blick auf drei solcher Fehler in der Hoffnung, dass sie dir im kommenden Jahr erspart bleiben.
1. (Handels-)Politische Börsen hatten kurze Beine Ein erster Fehler, den Investoren in diesem Jahr machen konnten, war es, den handelspolitischen Verwerfungen große Aufmerksamkeit zu zollen. Einzelne Bereiche wie die zyklischen Automobilaktien, deren Zulieferer und auch einige Zykliker aus dem Chemiebereich haben zwar operativ Einbußen hinnehmen müssen. Der Gesamtmarkt blieb aus einem langen Blickwinkel heraus allerdings weitgehend verschont, wie die derzeitigen Notierungen offenbaren.
Dabei ist die Volatilität in diesem Jahr doch recht hoch gewesen. Im Sommer beispielsweise korrigierte der DAX erneut deutlich über 1.000 Punkte, als handelspolitische Themen hochgekocht sind, und immer wieder ist der Leitindex von kleineren Einbrüchen geprägt gewesen. Zuletzt beispielsweise beim Wechsel von September auf Oktober, wo der DAX innerhalb kurzer Zeit erneut mehr als 400 Punkte verloren hat. Auslöser waren hierbei stets handelspolitische Unsicherheiten.
Trotz dieser schlechten Vorzeichen, die seit Jahresbeginn anhielten und noch immer nicht final gelöst sind, notiert der Leitindex nun knapp 23 % höher als noch zu Beginn des Börsenjahres. Wer also auf Aktien aufgrund der handelspolitischen Situation verzichtet hätte, hätte wohl den teuersten Fehler begangen, den man in diesem Jahr machen konnte.
2. Der Verzicht auf Dividendenaktien Ein zweiter Fehler, der zumindest in diesem Jahr viele Investoren teuer zu stehen kam, ist wohl der Verzicht auf Dividendenaktien gewesen. Viele solcher defensiver und teilweise im Vorfeld relativ preiswert bewerteter Vertreter haben in diesem Jahr schließlich eine regelrechte Rallye hingelegt. In vielen Fällen konnten diese Aktien sogar die positive Entwicklung der breiten Märkte deutlich hinter sich lassen.
Bestes Beispiel in meinen Augen ist dabei die Münchener Rück (DE:MUVGn) (WKN: 843002), die seit Jahresanfang von 188,40 Euro auf momentan rund 260 Euro zulegen konnte, was immerhin einer Performance von rund 38 % entsprochen hat. Natürlich konnte der DAX-Rückversicherer in diesem Jahr seinen Wachstumskurs ausbreiten, allerdings dürfte es wohl auch die günstige Bewertung und die defensive Klasse gewesen sein, die ihren Anteil an dieser Entwicklung hat.
Die Aktie der Münchener Rück zahlt schließlich inzwischen seit über 50 Jahren eine stets zumindest konstante Dividende aus und kam zum Jahresbeginn noch auf eine Dividendenrendite von rund 5 %. Ein Mix, der heute definitiv attraktiv aussah, weshalb es eigentlich bloß eine Frage der Zeit gewesen ist, bis Investoren hier zugegriffen haben.
3. Wachstum setzt sich weiter fort Ein dritter Fehler war es außerdem, die klaren Wachstumsaktien in unserer deutschen Börsenliga zu meiden. Bestes Beispiel auch hier für einen Jahresrückblick: die Aktie von SAP (DE:SAPG) (WKN: 716460), die in diesem Jahr von 87,01 Euro auf derzeit 120,82 Euro steigen konnte. Ein Kursplus von sogar fast 39 %, womit dieser deutsche Software-Gigant den breiten Markt ebenfalls weit hinter sich gelassen hat.
SAP profitiert hierbei von mehreren Wachstumstreibern. Generell ist das Unternehmen einer der weltweit führenden Anbieter von Software-Lösungen, insbesondere im Rechnungswesen und auch in weiteren unternehmensrelevanten Bereichen. Klarster Wachstumstreiber der letzten Quartale und Jahre ist jedoch der Cloudmarkt, der auch andere internationale Tech-Aktien zu Kursraketen werden ließ.
Da solche Sieger in der Retrospektive stets dazu neigen, weiter zu gewinnen, war es zumindest im aktuellen Börsenjahr ein Fehler, auf eine solche Dynamik zu verzichten. Ob die Möglichkeiten hier nun ausgereizt sind, ist selbstredend eine andere Frage und der Blick auf die derzeit fundamentale Bewertung wird hier mit Sicherheit hilfreich sein. Eine Aktie jedoch aufgrund ihrer vergangenen Performance zu verschmähen ist häufig ein teurer Fehler, wobei die SAP-Aktie zeigen dürfte, wie teuer dieser Fehler 2019 gewesen sein könnte.
Lerne aus Fehlern! Das Börsenjahr 2019 ist fast vorbei und ich bin mir sicher, die meisten von uns werden einige Dinge haben, die wir bereuen. Wichtig ist jedenfalls, nach vorne zu blicken und wichtige Lehren aus solchen Fehlern zu ziehen. Auch damit wir diese nicht im kommenden Börsenjahr 2020 wiederholen.
Vincent besitzt Aktien der Münchener Rück. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019