Frankfurt (Reuters) - Europas Aktien-Anleger haben nach durchwachsenen Bilanzen am Mittwoch Kasse gemacht.
Der Dax verlor 0,5 Prozent auf 12.737 Punkte und auch der EuroStoxx50 gab nach. "Die Geschäftszahlen sind weiter solide, aber nicht gut genug, um noch mehr Kauflaune zu machen", sagte ein Händler. Schließlich hätten die Kurse im Juli im Schnitt rund vier Prozent zugelegt. An der Wall Street kamen bis zum europäischen Handelsschluss die Kurse insgesamt nur wenig vom Fleck - ausgenommen Apple (NASDAQ:AAPL). Ein Gewinnsprung und ein zuversichtlichen Ausblick hievten die Papiere um 5,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 201,32 Dollar.
Anleger hatten mit Spannung auf Apples Zahlen gewartet, nachdem Facebook (NASDAQ:FB) und Twitter mit ihren Bilanzen in der vorigen Woche durchgefallen waren. "Nachdem die Ergebnisse einiger Technologie-Schwergewichte den Marktteilnehmern zuletzt doch schwer im Magen lagen, lassen die durchaus überzeugend ausgefallenen Apple-Zahlen die Anleger durchatmen", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer. Laut Börsianern ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Konzern auf einen Börsenwert von einer Billion kommt. Apple wäre das erste US-Unternehmen, das diese Marke knackt.
In Europa segelten Dialog Semiconductor (DE:DLGS) im Windschatten ihres Großkunden Apple: Die im TecDax gelisteten Aktien legten 8,4 Prozent zu. Börsianern zufolge profitierten Dialog zusätzlich von der abgesagten Fusion mit Synaptics. Deren Aktien fielen in New York um bis zu zehn Prozent.
Der Run auf die Aktien des ohnehin schon wertvollsten Technologieunternehmens der Welt stellte die Sitzung der US-Notenbank Fed in den Schatten. Experten gehen davon aus, dass sie den Leitzins nicht antasten wird, aber weitere Zinserhöhungen für das laufende Jahr in Aussicht stellt. Die Entscheidung wurde für 20.00 Uhr (MESZ) erwartet, wenn die europäischen Börsen schon geschlossen haben.
GEWINNMITNAHMEN DRÜCKEN INFINEON
Über den Märkten schwebte auch weiter der Handelskonflikt USA/China. China wird nach eigenen Angaben auf weitere Handelsbeschränkungen durch die USA mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren. Zuvor hatte Reuters von einem Insider erfahren, dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump Zölle von 25 Prozent auf chinesische Importgüter im Wert von 200 Milliarden Dollar vorschlagen wird.
Dies belastete vor allem die Aktien der Autobauer und ihre Zulieferer - zusätzlich zu dem von vielen als enttäuschend empfundenen Ausblick von Volkswagen (DE:VOWG). Firmenchef Herbert Diess warnte, die operative Umsatzrendite nach Sondereffekten werde unter der angepeilten Spanne von 6,5 bis 7,5 Prozent bleiben. Die Aktien fielen um 3,7 Prozent und hielte im Dax die rote Laterne.
Auch bei Infineon (DE:IFXGn) verflog die erste Freude über den Gewinnanstieg und den optimistischeren Ausblick schnell. Die Aktien des Chip-Herstellers verloren drei Prozent. "Die wichtige Automobilsparte hat sich schlechter entwickelt als erwartet", sagte Analyst Frederik Altmann vom Brokerhaus Alpha. Daher machten einige Anleger offenbar Kasse.