Frankfurt (Reuters) - Eine robuste Wirtschaftsentwicklung und Fusionsfantasien haben die europäischen Börsen am Freitag gestützt.
Nach der Rekordjagd der vergangenen Wochen scheuten Anleger aber davor zurück, Dax & Co. in neue Höhen zu hieven.
Der deutsche Leitindex schloss 0,5 Prozent höher bei 12.770,41 Punkten und blieb damit knapp 15 Zähler unter seiner bisherigen Bestmarke. Der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 3634,40 Stellen. An der Wall Street kamen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 kaum vom Fleck. Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp beurteilte die Aussichten für die europäischen Börsen optimistisch. "Denn angesichts der niedrigen Renditen am Geld- und Anleihenmarkt fehlen die Anlagealternativen."
Daneben hielten ermutigende Konjunkturdaten Investoren bei Laune. Die deutsche Wirtschaft wuchs im ersten Quartal um 0,6 Prozent - so stark wie seit einem Jahr nicht mehr. "Die Unternehmen kommen in Investitionslaune", urteilte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die Hoffnung wächst, dass es zu einem sich selbst verstärkenden Aufschwung kommt."
Wasser in den Wein gossen allerdings die US-Konjunkturdaten. Die dortigen Verbraucher gaben im April 0,4 Prozent mehr aus als im Vormonat. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Gleichzeitig lag die Inflation bei wie erwartet bei 0,2 Prozent. Dies dämpfte Spekulationen auf rasche Zinserhöhungen der Notenbank Fed und drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,5 Prozent ins Minus auf 99,174 Punkte. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug um mehr als einen halben US-Cent auf 1,0931 Dollar.
FUSIONSFIEBER IN DER TELEKOM-BRANCHE
Gleichzeitig grassierte die Fusionitis in der Telekom-Branche. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge nimmt der US-Mobilfunker Sprint einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss mit T-Mobile US. Deren Muttergesellschaft Deutsche Telekom (DE:DTEGn), die prinzipiell offen für einen solchen Deal ist, wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Die T-Aktie stieg dennoch um 4,9 Prozent auf 17,53 Euro. Das ist der höchste Schlusskurs seit zwei Jahren. Spring gewannen in den USA 1,6 Prozent, T-Mobile bröckelten dagegen um 0,3 Prozent ab.
Vor ihrer Hochzeit stehen auch United Internet und Drillisch. Der Telekom-Konzern will den kleineren Rivalen übernehmen und bietet den Drillisch-Eignern 50 Euro je Aktie. "Wir werten die Transaktion in einer Ersteinschätzung klar positiv", urteilte DZ Bank-Analyst Karsten Oblinger und bekräftige seine Kaufempfehlungen für beide Titel. Drillisch stiegen zeitweise auf ein Rekordhoch von 54,19 Euro und schlossen zwölf Prozent im Plus bei 54,16 Euro. United Internet verbuchten mit einem Kursplus von 14 Prozent den größten Tagesgewinn seit 14 Jahren.
MEDIENKONZERN VIVENDI AUF EINKAUFSTOUR
Firmen aus anderen Bereichen sind auch im Übernahmefieber: So will in Frankreich der Medienkonzern Vivendi (PA:VIV) die Werbegruppe Havas übernehmen. Vivendi biete dem Geschäftsmann Vincent Bollore, der beide Firmen kontrolliert, 9,25 Euro je Aktie für dessen 60-Prozent-Anteil an Havas. Der Preis ist nach Einschätzung der Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) zwar in Ordnung. "Vivendi muss den Markt aber noch vollständig vom strategischen Nutzen und den Synergien dieses Deals überzeugen. Havas-Aktien stiegen in Paris zeitweise auf ein 15-Jahres-Hoch von 9,37 Euro und notierten am Abend 9,2 Prozent höher bei 9,25 Euro. Vivendi gewannen 4,7 Prozent.
Vor diesem Hintergrund kletterten Ubisoft auf ein Rekordhoch von 48,90 Euro und schlossen 3,1 Prozent fester bei 47,84 Euro. Früheren Informationen von Insidern zufolge könnte der Anbieter der Computerspiel-Reihen "Resident Evil" und Assassin's Creed" das nächste Übernahmeziel von Vivendi sein.