Investing.com - Die von US-Präsident Donald Trump neu entfachten Handelsunsicherheiten und schwache US-Industriedaten haben dem Dax am Montag den größten Tagesverlust seit Ende Juli eingebrockt und den deutschen Leitindex auf den tiefsten Stand seit Anfang September befördert. Vorbörslich zeichnet sich eine leichte Stabilisierung ab.
Der Dax-Future wird gut zwei Stunden vor Handelsbeginn in Frankfurt mit plus 0,40 Prozent auf 13.030 taxiert. Am Dienstag schloss der Dax 2,05 Prozent tiefer auf 12.964.
Trump hatte am Montag angekündigt, Zölle auf brasilianischen und argentinischen Stahl zu erlassen. Auf Twitter sagte er: "Brasilien und Argentinien haben ihre Währungen massiv abgewertet, was nicht gut für unsere Landwirte ist. Daher werde ich mit sofortiger Wirkung die Zölle für alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA wieder einführen".
Der US-Präsident erklärte in einem anderen Tweet, dass "die US-Märkte seit seiner ersten Zollankündigung am 1. März 2018 um bis zu 21 Prozent gestiegen sind", und fügte hinzu, dass die USA "massive Geldsummen einnehmen".
"Der deutsche Leitindex vollzog daraufhin ein Gap-Closing bei 12.961 Punkten. Trotzdem scheint die Nikolaus- und Jahresend-Rally mit Fokus auf die 13.600 Punktemarke noch nicht beendet zu sein", erklärte Martin Utschneider, Leiter Technische Analyse bei der Privatbank Donner & Reuschel in München. "Der DAX 30 will tendenziell weiter nach oben. Die Markttechnik zeugt ebenfalls von mittelfristig weiter steigenden Notierungen am deutschen Aktienmarkt."
In Richtung China sagte Donald Trump, dass das Land noch immer eine Handelsvereinbarung machen will, "aber wir werden sehen, was passiert". Noch immer ist unklar, ob und wann die beiden Länder einen Teilhandelsdeal unterzeichnen werden. Letzte Woche kam es zwischen Washington und Peking zu neuen Spannungen, nachdem Trump ein Gesetz zur Stärkung der Demokratiebewegung in Hongkong unterzeichnet hatte. Der US-Präsident sagte gestern, die Unterzeichnung der Resolution "macht es nicht besser".
China reagierte am Montag mit Sanktionen auf das Hongkong-Gesetz. So ist es US-Kriegsschiffen nun untersagt, Hongkong für einen Zwischenhalt anzulaufen. Auch will Peking eine Liste mit "unzuverlässigen Unternehmen" veröffentlichen.
Am Wochenende berichtete die chinesische Global Times, dass China neben einer Aussetzung der für den 15. Dezember geplanten Zölle, auch auf eine Aufhebung der bereits erlassenen Importzölle besteht.
Beide Seiten müssen bald einen Handelsdeal unterzeichnen. Ansonsten werden wohl laut US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross die Zölle kommen, wenn es bis 15. Dezember keine Vereinbarung gibt.
"Es hängt immer noch diese Wolke über dem Markt, was am 15. Dezember mit dem Handelsdeal passieren wird", sagte Christian Fromhertz, CEO der Tribeca Trade Group ,wie CNBC berichtete. "Es wird irgendwann zu einer Entscheidung kommen müssen, ob sie die Zölle zurücknehmen oder verschieben wollen."
US-Präsident Donald Trump scheint aber auch die EU wieder ins Visier zu nehmen. So erwägt die Trump-Administration eine Erhöhung der Zölle auf französische Importwaren als Reaktion auf die französische Digitalsteuer.
"Der Konflikt mit Frankreich erhöht auch das Risiko, dass die USA letztendlich Zölle auf Importautos aus Europa erheben", glaubt Mikael Olai Milhøj, Senior Analyst bei der Danske Bank (CSE:DANSKE).
Darüber hinaus erklärte Robert Lighthizer am Montag, dass die USA eine Erhöhung der Zölle auf eine Reihe von EU-Importwaren in Betracht ziehen werden, zu denen auch große zivile Flugzeuge aus der Europäischen Union gehören, nachdem die Welthandelsorganisation die jüngsten Vorwürfe der EU, ihre Subventionen für Airbus (PA:AIR) seien legal, zurückgewiesen hat.
Konjunkturseitig enttäuschten gestern die Daten aus der US-amerikanischen Industrie. Wie das Institute for Supply Management (ISM) mitteilte, sank der Einkaufsmanagerindex überraschend auf 48,1 im November. Volkswirte hatten mit 49,4 gerechnet.
"Unser Gefühl ist, dass der ISM-Index den aktuellen Zustand des verarbeitenden Gewerbes in einem unschönen Licht zeigt", so Tim Quinlan, Senior Economist bei Wells Fargo. "Die Schwäche ist breit gefächert: nur fünf der 18 untersuchten Branchen melden ein Wachstum in ihrem Sektor."
Heute im Fokus stehen die Erzeugerpreise aus der EU. Volkswirte rechnen mit einem jährlichen Wert von -1,9 Prozent. Später am Tag werden noch der ISM New York sowie das Redbook veröffentlicht.
von Robert Zach