von Robert Zach
Investing.com - Nach der Erholungsbewegung zum Wochenschluss drohen dem deutschen Aktienmarkt am Montag erneut massive Kurseinbußen. Die DAX-Futures stehen eine Stunde vor Handelsbeginn knapp 4,4 Prozent tiefer. Die im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie ergriffenen radikalen Maßnahmen belasten die deutsche Wirtschaft schwer. Gestern beschlossen Bund und Länder eine landesweite Kontaktsperre. Hinzu kommt noch die gescheiterte Abstimmung über ein milliardenschweres Hilfspaket in den USA. Das zog die Futures an der Wall Street zu Handelsbeginn kräftig nach unten. Zwischenzeitlich wurden sie sogar vom Handel ausgesetzt.
Die Juni-Futures auf den Dax waren unmittelbar nach Handelsbeginn auf 8.145 Punkte abgestürzt, im Anschluss daran kam es zu einer leichten Gegenreaktion. Zuletzt stand der Terminkontrakt mit 8.417 Punkten gut 4,70 Prozent tiefer. Das Tageshoch liegt bislang bei 8.434 Punkten. Am Freitag war das deutsche Aktienbarometer mit einem Kursplus von 3,70 Prozent aus dem Handel gegangen. Der Schlusskurs lag bei 8.928,95 Indexpunkten.
"Es wäre entweder ein mutiger oder ein dummer Mann, ohne einen dramatischen medizinischen Durchbruch, jetzt den Tiefpunkt an der Börse vorherzusagen", sagte Alan Ruskin, Leiter Strategie bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Für eine Trendwende sei auch der Beweis nötig, dass China die Pandemie ohne einen Anstieg der Neuinfektionen hinter sich lassen könne und dass andere große Volkswirtschaften den Höhepunkt des Coronavirus-Ausbruchs überschritten hätten, fügte er hinzu.
In China stieg die Zahl der Infizierten um 39 auf 81.439. Es handelte sich dabei ausschließlich um importierte Fälle, wie die Pekinger Gesundheitskommission mitteilte. Es kam zu 9 weiteren Todesfällen (aktuell 3.274).
Unterdessen ist eine erste Abstimmung über ein Hilfspaket zur Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens durch die Coronavirus-Krise im Kongress an den Demokraten gescheitert. Laut Reuters soll aber bereits am Montag erneut über das Maßnahmenpaket abgestimmt werden.
Der Dow-Jones-Future verlor 650 Punkte oder 3,48 Prozent und der S&P 500-Future weist mit 2.211 Zähler ein Minus von 3,36 Prozent aus. Für den Terminkontrakt des Nasdaq 100 geht es um 2,78 Prozent nach unten..
David Kostin, Aktienmarktstratege bei Goldman Sachs (NYSE:GS), sagte, eine rasche und/oder dauerhafte Erholung hänge von drei Faktoren ab: Wie schnell das Virus eingedämmt werden könne, ob die Unternehmen "Zugang zu ausreichend Kapital und Liquidität haben werden, um die 90 bis 180 Tage durchzuhalten", und ob die fiskalischen Impulse die Wachstumsprognosen stabilisieren können.
"Wenn kurzfristige Shutdowns zu Geschäftsausfällen, Betriebsschließungen und dauerhaften Entlassungen führen, könnte der Schaden für das Wachstum der Unternehmensgewinne noch lange anhalten, nachdem das Virus eingedämmt wurde", so Kostin in einer Notiz.
In den USA ist die Zahl der Coronavirus-Fälle am Wochenende laut der Johns-Hopkins-Universität über 35.000 Infizierte gestiegen. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind damit nach China und Italien am drittstärksten von Covid-19 betroffen.
St. Louis Fed-Präsident James Bullard sieht angesichts der Corona-Krise die Arbeitslosigkeit auf 30 Prozent hochschnellen. Die Arbeitslosenquote in den USA steht derzeit bei 3,5 Prozent. Am 3. März wird das US-Arbeitsministerium die März-Zahlen veröffentlichen. Zudem könnte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 50 Prozent einbrechen, fügte er hinzu.
Um die Auswirkungen der Pandemie auf den US-Arbeitsmarkt frühzeitig zu messen, beobachten die Volkswirte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sehr genau, die wöchentlich am Donnerstagnachmittag veröffentlicht werden. Diese waren letzte Woche um 70.000 auf 281.000 gestiegen, wie das Department of Labor mitteilte. Sobald die Erstanträge mehrmals hintereinander um mehr als 35.000 pro Woche steigen, gilt dies als ein Zeichen dafür, dass die Wirtschaft an Kraft verliert und in eine Rezession zu stürzen droht.
Nach Angaben des Ohio Department of Job and Family Services wurden von Sonntag, 15. März, bis Donnerstag, 19. März, 139.468 Anträge auf Arbeitslosenunterstützung gestellt. Dies war ein Anstieg von 4.815 Anträgen im gleichen Zeitraum der Vorwoche.
"Landesweit hochgerechnet ergibt sich daraus eine Zahl von 6 Millionen", so die Danske Bank (CSE:DANSKE) in einer Morgennotiz. Dies sei jedoch überspitzt, da nicht alle Staaten gleich stark betroffen sind und nicht unter einem Lockdown stehen
Konjunkturseitig steht heute aus Europa das Verbrauchervertrauen auf der Agenda. Es wird um 16 Uhr (MEZ) veröffentlicht. In den USA wird der Sammelindex der Chicago Fed veröffentlicht.
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