* Aggressive Zinserhöhungsserie könnte Anleger verunsichern
* Impulse aus Bilanssaison neigen sich ihrem Ende
* Hauptversammlung von Pfleiderer im Blick
- von Daniela Pegna -
Frankfurt, 01. Apr (Reuters) - Investoren am deutschen Aktienmarkt sollten sich in der neuen Woche vor allem einen Termin rot im Kalender anstreichen: die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Wenn EZB-Chef Jean-Claude Trichet - wie von dem meisten Marktteilnehmern erwartet - zum ersten Mal seit der Finanzkrise die Zinsschraube anzieht, dürften die Anleger ganz besonders auf die Wortwahl des Währungshüters achten. "Eine Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent ist bereits im Markt eingepreist und sollte den Dax kalt lassen - die Frage ist allerdings, was danach kommt," sagte Tobias Basse, Aktienstratege bei der NordLB. Sollte die EZB eine aggressive Zinserhöhungsserie andeuten, könnten Anleger laut Händlern einen zu starken Dämpfer für die Konjunktur fürchten und sich langfristig eher von Aktien abwenden. Experten in einer Reuters-Umfrage gehen im Schnitt allerdings davon aus, dass die EZB die Zinsen je Quartal für ein Jahr erst einmal in kleinen Schritten anheben wird.
In der abgelaufenen Woche haben weder Japans verzweifelter Kampf gegen den atomaren Super-GAU noch die anhaltenden Kämpfe im Ölstaat Libyen oder die Sorgen um das hoch verschuldete Portugal die Anleger von Zukäufen abgehalten: Der Dax legte mehr als zwei Prozent zu und kletterte mit über 7100 Punkten wieder auf das Niveau, auf dem er vor der Erdbebenkatastrophe in Japan Mitte März notiert hatte. "Die zahlreichen Krisen hängen zwar wie ein Damoklesschwert über dem Markt, aber noch scheinen die meisten davon auszugehen, dass das die weltweite Konjunktur robust genug ist, das alles auszugleichen", sagte ein Börsianer.
Auch Commerzbank-Analyst Markus Wallner geht davon aus, dass die Gewinne der Dax-Unternehmen angesichts der soliden Auftragslage im ersten Quartal weiter zulegen dürften. Er rechnet mit einem Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erst im zweiten Quartal könnte sich die Japan-Krise - ausgelöst durch Unterbrechungen der Lieferketten - dann kurzfristig in den Gewinnen niederschlagen. Im Schlussquartal hatten sich die Gewinne der Dax-Konzerne mit rund 22 Milliarden Euro laut Wallner weiter den Rekordniveaus vor der Krise angenähert.
ZINSWENDE KÖNNTE AUCH IN USA BALD VOR DER TÜR STEHEN
Einen Hinweis auf den Zustand der deutschen Konjunktur sollten die Februar-Daten zu den Auftragseingängen (Mittwoch) und zur Industrieproduktion (Donnerstag) liefern. Die Analysten der Postbank gehen davon aus, dass sich die deutsche Industrie weiter im Aufwind befindet. Sie prognostizieren für die Aufträge ein Plus von 0,3, bei der Produktion von 0,6 Prozent. In den USA stehen in der neuen Woche außer dem ISM-Index für den Dienstleistungssektor kaum Konjunkturdaten an - dafür aber die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls des Geldmarktausschusses der Fed (Dienstag). Anleger dürften das Protokoll vor allem auf Signale abklopfen, ob nach der EZB nun auch die US-Notenbank über eine Straffung ihrer Geldpolitik nachdenkt. Der Präsident der Notenbank von Minneapolis, Narayana Kocherlakota, hatte zuletzt in einem Interview angedeutet, die Fed könnte bereits bis Ende des Jahres und damit wesentlich früher als von den Märkten erwartet die Leitzinsen anheben. Viele Experten hatten eine Erhöhung erst für die zweite Jahreshälfte 2012 auf dem Zettel. Seit Dezember liegen die Zinsen in den USA auf einem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent.
Um das Thema Zinserhöhung geht es in der neuen Woche auch in Großbritannien: Trotz der kräftig anziehenden Teuerung hat die Bank of England bislang keine Zinswende gewagt. Sie gibt wie auch die EZB ihren Zinsentscheid am Donnerstag bekannt.
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(redigiert von Olaf Brenner)