Seit dem 22. August 2018 befindet sich der vielbeachtete US-Aktienindex S&P 500 im längsten Bullenmarkt seiner Geschichte – ganze 3.453 Tage dauerte er zu diesem Zeitpunkt an. Das bedeutet, dass es in den zurückliegenden knapp neuneinhalb Jahren zu keinem einzigen Kursrückgang von über 20 % im S&P 500 kam.
Manche Investoren könnte die Tatsache, dass wir uns jetzt auf börsentechnischem Neuland befinden, Angst bereiten. Ist diese Marke womöglich sogar ein Anzeichen, dass man jetzt alles verkaufen sollte?
Das Wirtschaftswachstum treibt die Kurse … Wichtig ist es, zu verstehen, dass dieser lange Bullenmarkt nicht etwa Ausdruck einer Spekulationsblase im S&P 500 ist, sondern dass er realen wirtschaftlichen Gegebenheiten folgt. Denn auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA – die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die dort in einem Jahr hergestellt oder erbracht wurden – ist seit 2009 jährlich gewachsen.
Ein Ende des Aufschwungs ist außerdem erst mal nicht in Sicht. Nach Ansicht der Deutschen Bank dürfte die Wirtschaft auch 2018 und 2019 mit Wachstumsraten knapp unter 3 % wachsen. Solange die Wirtschaft wächst und die Unternehmensgewinne steigen, sind die Börsen gegen starke Kursverluste recht gut abgesichert.
… doch auch die Bewertungen sind stiegen Natürlich kann die Aufwärtsbewegung der letzten Jahre nicht nur mit den Unternehmensgewinnen erklärt werden. Auch die Bewertungen sind gestiegen – und das nicht zu knapp.
Nach der Finanzkrise fiel das KGV des S&P 500 im August 2010 auf einen Tiefstwert von 15,47. Heute, am 17. September, liegt es bei 25,09 und damit um 62,2 % höher als im Sommer 2010. Die aktuelle Aufwärtsbewegung wurde also zu einem nicht unerheblichen Teil von steigenden Bewertungen getrieben.
Auch der erfolgreiche Investor Warren Buffett sieht den Markt nicht unbedingt als günstig an. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) (WKN: 854075) sitzt auf einem Riesenberg an Geld, weil Buffett und seine Kollegen auf einen größeren Einbruch warten, um dann günstig Aktien einzusammeln.
Doch obwohl Buffett den Markt nicht mehr als günstig ansieht, hat er nicht vor, seine Aktienpositionen zu reduzieren. Und das ist etwas, was uns positiv stimmen sollte.
Warum das? In der Vergangenheit kam es oft zu größeren Einbrüchen an den Aktienmärkten infolge von Blasen oder Wirtschaftskrisen. Daran hat sich nichts geändert. Sehr wahrscheinlich wird der Bullenmarkt keine weiteren zehn Jahre durchhalten, sondern es wird früher oder später zu einem Einbruch kommen.
Wir wissen jedoch nicht, wann es so weit sein wird, und daher sollten wir uns auch nicht damit beschäftigen, das vorherzusagen.
Warum sollte der nächste Einbruch ausgerechnet jetzt kommen? Abgesehen davon, dass ein Aktienindex aus 500 zusammengewürfelten amerikanischen Unternehmen noch nie so lange in Folge gestiegen ist, ist alles wie immer.
Und an den langfristigen Aussichten für Aktien hat sich sowieso nichts geändert: Der S&P 500 hat, wenn man die Dividenden reinvestierte, eine rechnerische inflationsbereinigte Rendite von knapp 7 % im Jahr geliefert – trotz Krisen, Kriegen, verkorksten Präsidentschaftswahlen und generell allem, was einen Aktienmarkt unter Druck setzen kann.
Einfach investiert bleiben Wir Fools sind davon überzeugt, dass es das Beste ist, einfach über alle Marktzyklen hinweg investiert zu sein. Wir wissen, dass wir Kurseinbrüche nicht timen können, und daher versuchen wir es gar nicht erst. Damit würden wir schlimmstenfalls Gefahr laufen, die besten Börsenzeiten zu verpassen.
Das hindert uns natürlich nicht daran, uns auf einen kommenden Kurseinbruch vorzubereiten – und zwar nicht mit irgendwelchen komplizierten Strategien, sondern einfach durch das Ansparen von Cash. Wenn der Markt dann irgendwann in die Knie geht, sind wir perfekt gewappnet, um günstig in die besten Unternehmen zu investieren.
Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Berkshire Hathaway (B-Aktien).