Mit dem ICE 4 will die Deutsche Bahn ein neues Kapitel im Fernverkehr aufschlagen: Der neue Zug sei das "Rückgrat" für den bis 2030 geplanten Ausbau des Angebots, betonte Bahn-Chef Rüdiger Grube am Mittwoch bei der Weltpremiere des Zugs im Berliner Hauptbahnhof. Der ICE 4 ist langsamer als sein Vorgänger, soll dafür aber weniger anfällig für Probleme sein. Im Spätherbst startet der Probebetrieb.
Die Deutsche Bahn setzt große Hoffnungen in ihren neuen Zug. "Die Zukunftsfähigkeit unseres Konzerns wird mit dem neuen Flaggschiff nachhaltig gestärkt", ergänzte Grube. Der ICE 4 soll eine Schlüsselrolle übernehmen, wenn in den nächsten Jahren mehr Städte und Regionen öfter, schneller und direkter miteinander verbunden werden. "Der ICE 4 startet in eine neue Ära", betonte der Bahn-Chef
Der ICE 4 kommt nur auf eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometer und ist damit langsamer als die Vorgänger-Generation des ICE 3. Er soll der Deutschen Bahn aber durch mehr Sitzplätze und die damit einhergehende Möglichkeit zu mehr verkauften Tickets pro Zug sowie durch einen geringeren Energieverbrauch aus der Krise helfen. Der Fernverkehr kämpft inzwischen seit Jahren gegen die Billigkonkurrenz der Fernbusse.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) betonte bei der Präsentation des Zugs, mit dem ICE 4 stehe nun das "modernste und kundenfreundlichste Upgrade für den Hochgeschwindigkeitsverkehr" bereit. Für Fahrgäste hält der Zug mehrere Neuerungen bereit: So können erstmals Fahrräder im ICE mitgenommen werden. Es gibt Lifte zum Ein- und Ausstieg von Rollstuhlfahrern, mehr Rollstuhlplätze, eine verbesserte Klimaanlage und Bildschirme mit Informationen zu Anschlussverbindungen.
Auch sonst macht die Deutsche Bahn beim ICE 4 einiges anders: Damit zum offiziellen Start im Dezember 2017 nichts schiefgeht, durchläuft der Zug auf der Strecke zwischen Hamburg, Hannover, Nürnberg und München eine mehr als ein Jahr lange Probephase - zwölf Monate davon mit Kunden an Bord. Dies sei eine "neue Dimension der Qualitätssicherung", betont die Deutsche Bahn. Denn Probleme aus der Testphase können so noch abgestellt werden, bevor der Zug seinen Dienst offiziell aufnimmt.
Und während sonst auch schon Verspätungen bei der Auslieferung für Schlagzeilen sorgten, läuft diesmal alles nach Plan. "Daran haben wir mit der Deutschen Bahn gemeinsam hart gearbeitet", erklärte Siemens-Vorstand Roland Busch. Und auch der Verkehrsvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, lobte erst jüngst die "ausgesprochen gute Zusammenarbeit".
Bisher hat die Deutsche Bahn 130 neue ICE 4 geordert und mit einem Volumen von 5,3 Milliarden Euro ihr größtes Fahrzeugprojekt überhaupt in Auftrag gegeben. Die Züge sollen bis Mitte 2023 ausgeliefert werden und nach und nach die inzwischen in die Jahre gekommenen Exemplare der ICE-1- und ICE-2-Flotte ersetzen.
Sieben der neuen Züge hat Siemens (DE:SIEGn) in Zusammenarbeit mit Bombardier bereits gebaut. Zwei davon stehen der Deutschen Bahn für die nun bevorstehende Testphase zur Verfügung; die anderen werden unter anderem für die Zulassung in der Schweiz benötigt. Auch in Österreich soll der ICE 4 zum Einsatz kommen.