FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) rechnet mit weiteren Rückschlägen. Grund hierfür sind ihre umfangreichen Rechtsrisiken und die Verschärfung der Regeln für Großbanken. Mit der angekündigten Kapitalerhöhung wolle sich das Institut dafür "proaktiv" rüsten, sagte Co-Chef Anshu Jain am Montag bei einer Telefonkonferenz. "Wir schaffen einen Puffer gegen weitere Gegenwinde, die man nicht wirklich vorhersagen kann." Jain betonte, dass es bei der Entscheidung für die acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung keinen Druck der Finanzaufsicht gegeben habe.
Zuletzt hatten hohe Kosten für Vergleiche wegen Rechtsstreitigkeiten infolge windiger Geschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Weltweit laufen noch noch viele Ermittlungen gegen Großbanken, die sich auch gegen die Deutsche Bank richten und möglicherweise weitere Milliarden-Strafen nach sich ziehen könnten. Zudem kämpft das Institut mit den Anforderungen der Aufseher. Dabei geht es etwa um die Bewertung von Risiken in der Bilanz, für die die Bank zuletzt mehr Kapital reservieren musste als lange angenommen.
LEVERAGE RATIO ERSTMALS ERFÜLLT
Mit der angekündigten Kapitalerhöhung schafft die Deutsche Bank nach eigenen Angaben erstmals die künftig geltenden Vorgaben für die sogenannte Verschuldungsquote (Leverage Ratio). Diese steigt von aktuell 2,5 auf 3,1 Prozent. Banken müssen künftig mindestens 3 Prozent ihrer gesamten Bilanzsumme durch Eigenkapital und eigenkapitalähnliche Instrumente absichern. Das Institut räumte ein, dass ihre bisherigen Berechnungen zur Leverage Ratio, die die Bank ebenfalls unter bestimmten Annahmen bereits über der Marke von 3,0 Prozent sahen, überholt seien.
In der neuen Berechnung der Quote ist die Ausgabe von eigenkapitalähnlichen Hybrindanleihen (Coco:Bonds) noch nicht berücksichtigt. Die Deutsche Bank will bis zum kommenden Jahr dadurch rund 5 Milliarden Euro einsammeln und so die Verschuldungsquote auf 3,5 Prozent verbessern. Die erste Platzierungsrunde läuft derzeit, damit will die Bank mindestens 1,5 Milliarden Euro einsammeln.
VERSCHULDUNGSQUOTE UMSTRITTEN
Um die Verschuldungsquote hatte es im vergangenen Jahr eine heftige Diskussion gegeben. US-Aufseher machten sich für eine stärkere Beachtung stark. Dagegen hielten gerade deutsche Aufseher die Kennziffer für problematisch, da sie die Art der Risiken in der Bilanz unbeachtet lässt. Dafür gibt es eine andere Quote, die sogenannte harte Kernkapitalquote (Core Tier 1). Die damit verknüpften Kapitalvorgaben richten sich nach dem Risiko von Anlagen.
Allerdings hatte sich dabei herausgestellt, dass verschiedene Banken für gleiche Finanzanlagen zu ganz unterschiedlichen Risikoeinschätzungen kamen. Diese Spielräume sind vielen Aufsehern zu groß. In den USA gilt künftig eine Leverage Ratio von 5 bis 6 Prozent. Das heißt 5 bis 6 Prozent der Bilanzsumme müssen durch Eigenkapital gedeckt sein. In Europa sollen bisherigen Plänen zufolge drei Prozent gelten. Allerdings wird derzeit über eine Anhebung der Quotenvorgabe diskutiert. US-Banken haben in der Regel bessere Quoten bei der Leverage Ratio. Das liegt auch an unterschiedlichen Bilanzierungsvorschriften.
GRÖSSERER PUFFER FÜR EZB-CHECK
Die wichtigere harte Kernkapitalquote der Deutschen Bank steigt unter Einbeziehung aller derzeit bekannten künftigen Vorgaben durch die Kapitalerhöhung von derzeit 9,5 Prozent auf 11,8 Prozent. Auch die Puffer für die laufenden Bilanzchecks der europäischen Bankenaufsicht steigen. Dabei ist eine harte Kernkapitalquote samt einiger mildernder Übergangsregeln maßgeblich. Die Deutsche Bank kam zuletzt auf einen Wert von 13,2 Prozent, nach der Kapitalerhöhung sollen es 15,3 Prozent sein. Gefordert ist eine Quote von 8,0 Prozent.tk