Berlin, 18. Feb (Reuters) - Die deutschen Verleger haben die von Facebook FB.O in Australien verhängte Nachrichtensperre scharf kritisiert. "Nach der Marktmacht spielen die Mega-Plattformen jetzt auch ihre politische Macht aus", erklärte der Verband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am Donnerstag. Dass eine Plattform nach Belieben einfach Seiten abschalte, um politischen Druck aufzubauen, belege eindrucksvoll, wo das Problem mit den "amerikanischen Netzmonopolisten" liege. "In Australien zeigt Facebook sein wahres Gesicht", kritisierte BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.
Die Plattform selbst habe den Anspruch, die Welt zu vernetzen und mit Informationen zu versorgen. "Wenn aber die Politik notwendige Regeln aufstellt, dann ist es damit plötzlich vorbei, und sowohl die Interessen der Nutzer als auch die Meinungs- und Pressefreiheit sind für Facebook auf einmal egal."
Es sei höchste Zeit, "dass die Regierungen überall auf der Welt die Marktmacht der Gatekeeper-Plattformen beschränken". Facebook müsse sich entscheiden, ob man selber Medium sein möchte oder nicht, betonte der BDZV. Wenn sie jetzt eigene Medienangebote ankündige und umsetze, sei sie ein globales Medienunternehmen mit knapp drei Milliarden Kunden und müsse entsprechend auch so reguliert werden. "In Deutschland können sich die Nutzer auch ohne Facebook selbstverständlich darauf verlassen, dass sie direkt bei den über 600 Nachrichtenportalen der Zeitungen vielfältig und bestens informiert werden."
In der Nacht zu Donnerstag sperrte das weltgrößte Online-Netzwerk ohne Vorankündigung jegliche Nachrichteninhalte. Der Schritt von Facebook wurde von Medienhäusern, Politikern sowie Menschenrechtlern kritisiert. In Australien soll ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht werden, der Plattformen wie Facebook und Google GOOGL.O zwingt, ihre mit Nachrichteninhalten erlösten Werbeeinnahmen mit Medienhäusern zu teilen.