Frankfurt, 07. Apr (Reuters) - Die Kritik von Investoren macht Deutsche-Bank DBKGn.DE -Aufsichtsratschef Paul Achleitner nicht amtsmüde. Der 59-Jährige signalisierte in einem Interview Bereitschaft zu einer zweiten Amtszeit. "Ich werde nun bestimmt keinen Wahlkampf machen. Wenn die Abstimmung jetzt stattfände, würde ich erneut kandidieren", sagte Achleitner der "Wirtschaftswoche" laut einer Vorabmeldung vom Donnerstag. Ob er im kommenden Jahr tatsächlich zur Wiederwahl antreten werde, ließ der Österreicher aber offen: Das werde er zu gegebener Zeit entscheiden. "Ich stelle mich der Verantwortung, aber ich klebe auch nicht an meinem Stuhl." Die Aktionäre müssten entscheiden, ob sie ihn wiederwählten.
Achleitner war wegen des schlechten Zustands der Bank bei großen Investoren in die Kritik geraten, die über seine Ablösung 2017 nachdenken. Öffentlich hatte sich jedoch keiner dazu bekannt. "Ich lese solche anonymen Aussagen zwar immer wieder, aber in dem intensiven Dialog, den wir mit unseren Investoren pflegen, hat keiner diese Forderung erhoben", sagte der ehemalige Allianz ALVG.DE -Vorstand und Investmentbanker bei Goldman Sachs. Der zweitgrößte Aktionär von Deutschlands größter Bank, die Herrscherfamilie von Katar, hatte sich in einer überraschenden Stellungnahme ausdrücklich hinter Achleitner gestellt. Das hatte bei anderen großen Investoren Fragen nach möglichen Motiven für den Treueschwur aufgeworfen: Katar wolle möglicherweise nur für Ruhe sorgen.
Achleitner wies Kritik zurück, er habe als Aufsichtsratschef zu zögernd gehandelt. Seit seinem Amtsantritt 2012 habe die Bank den Vorstand und den Aufsichtsrat weitgehend neu aufgestellt, zwölf Milliarden Euro Kapital aufgenommen, eine neue Strategie auf den Weg gebracht und die Bank grundlegend umgebaut. Wer der Bank vorwerfe, zu langsam zu sein, "hat nicht verstanden, wie Entscheidungsprozesse in Aufsichtsrat und Vorstand laufen und wie komplex eine systemrelevante Bank in der hochregulierten Welt ist", sagte Achleitner. "Rein sachlich ist der Aufsichtsrat mit seiner Arbeit insgesamt im Reinen."
Nach einem Misstrauensvotum auf der Hauptversammlung hatte Vorstandschef Anshu Jain im Juni 2015 das Handtuch geworfen. John Cryan wechselte aus dem Aufsichtsrat auf seinen Posten. Cryan hatte kurz nach seinem Amtsantritt heftige Kritik am Zustand der Bank geübt und die Mitarbeiter damit verunsichert. Achleitner stellte sich hinter den Briten: "Mit einem Schmusekurs werden sie keine großen Veränderungen herbeiführen. Wir sprechen von ziemlich einschneidenden Prozessen." Cryans Authentizität und Transparenz täten der Deutschen Bank gut. Er glaube, dass Cryan länger an der Spitze des Instituts stehen werde. "Ich bin mir sicher, dass er nach Abschluss der Restrukturierung die Früchte seiner Arbeit als Vorstandsvorsitzender ernten will."
Jains Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen geht Mitte Mai zur Hauptversammlung in den Ruhestand. Seine Aufgaben sollten auf mehrere Schultern verteilt werden, sagte Achleitner. Fitschen hatte vor allem den Kontakt zu deutschen Großkunden gehalten. Fitschen selbst solle der Bank in anderer Funktion erhalten bleiben.