- von Andreas Framke
Frankfurt (Reuters) - Drei Jahre nach Enthüllung der "Panama Papers" ist die Jagd der Behörden nach Steuersündern in vollem Gange.
Frankfurter Staatsanwälte, Beamte des Bundeskriminalamtes und weiterer Behörden durchsuchten deshalb am Mittwoch in ganz Deutschland Privatwohnungen sowie Geschäftsräume von Vermögensverwaltern. Insgesamt 14 Banken und Sparkassen sowie vier Steuerberater hätten geforderte Beweismittel freiwillig herausgegeben, so dass hier von Durchsuchungen abgesehen werden konnte, teilte die Frankfurter Staatsanwaltschaft nach Abschluss des Einsatzes am Abend mit. Wie die Behörde weiter erklärte und die Deutsche Bank bestätigte, steht die Aktion im Zusammenhang mit der zweitägigen Razzia am Hauptsitz des Instituts in der Mainmetropole Ende November. Hintergrund ist der Verdacht auf Steuerhinterziehung gegen mehrere vermögende Privatleute.
Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden acht Wohnungen unter anderem in Bad Tölz, auf Sylt und in Hamburg durchsucht. In der Hansestadt habe es zudem Razzien bei sechs Vermögensverwaltern gegeben. Die Banken und Sparkassen sowie Steuerberater, die die Beweismittel ausgehändigt hätten, seien ansässig unter anderem in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Bonn, Aachen und München. Rund 110 Beamte seien im Einsatz gewesen.
Auslöser für die ursprüngliche Razzia bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) waren Erkenntnisse aus den sogenannten "Offshore Leaks" und den "Panama Papers", bei denen es zum einen um weltweite Geldschiebereien von teilweise prominenten Persönlichkeiten ging, zum anderen um den Verdacht der Geldwäsche und Beihilfe zur Geldwäsche.
DEUTSCHE BANK DIESMAL NICHT IM FADENKREUZ
Die acht Personen im Fadenkreuz der Behörden sollen jeweils mit Hilfe einer ehemaligen Tochtergesellschaft der Deutschen Bank auf den Britischen Jungferninseln Gesellschaften in Steueroasen gegründet haben, um Kapitalerträge vor dem deutschen Fiskus zu verbergen und somit Steuern zu hinterziehen. Die Deutsche Bank erklärte am Mittwoch, sie kooperiere mit den Behörden. "Die Ermittlungsverfahren richten sich nicht gegen die Deutsche Bank. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Privatpersonen. Die Deutsche Bank kooperiert mit der Staatsanwaltschaft und gibt alle angeforderten Unterlagen freiwillig heraus. Eine Durchsuchung der Geschäftsräume der Bank hat deshalb nicht stattgefunden."
Bei der zweitägigen Razzia bei der Bank Ende November, bei der es um Geldwäsche gegangen war, hatten 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei die Konzernzentrale und weitere Gebäude in Frankfurt und Umgebung durchsucht. Da sich die Ermittlungen auf Vorfälle zwischen 2013 und dem laufenden Jahr beziehen, geriet auch das aktuelle Management unter Druck. Einem Insider zufolge wurden damals unter anderem die Büros sämtlicher Vorstände durchsucht.
EIN RIESIGES NETZWERK DER VERSCHLEIERUNG
Anfang 2016 hatte ein internationales Netzwerk verschiedener Medien die sogenannten "Panama Papers" publik gemacht. Diese enthielten Details über Finanzströme in und aus der Steueroase in Mittelamerika und die Namen zahlreicher Politiker, Geschäftsleute und Prominenter. In Panama gibt es Tausende Briefkastenfirmen, über die die teilweise illegalen Geschäfte abgewickelt wurden.
Bei der früheren Tochtergesellschaft der Deutschen Bank namens Regula, die im Zentrum des Skandals steht, handelt es sich um einen sogenannten Trust. Solche Konstruktionen werden in vielen Ländern für ganz legale Zwecke, etwa bei Erbschaftsangelegenheiten genutzt. Sie können aber auch dazu missbraucht werden, um Eigentumsverhältnisse zu verschleiern und auf diese Weise Steuern zu hinterziehen. Die Deutsche Bank hatte ihr Trust Geschäft 2016 zum Verkauf angeboten, abgeschlossen wurde diese Transaktion dann im Frühjahr 2018.