Nach zwei Nullrunden erhöht die Deutsche Bahn erstmals wieder die Preise im Fernverkehr. Fahrten im ICE, IC und EC verteuern sich zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember im Schnitt um 1,3 Prozent. Diese "moderate Anhebung" sei "dem Wettbewerbsumfeld geschuldet", sagte Fernverkehrschefin Birgit Bohle am Freitag in Berlin. An besonders beliebten Reisetagen müssen sich Bahnfahrer auf einen Aufschlag einstellen.
In den vergangenen zwei Jahren hatte die Bahn auf die gewohnten Preisrunden verzichtet und zugleich mit neuen Angeboten versucht, mehr Kunden zu gewinnen. Der Konzern muss sich gegen Billigflieger und Fernbusse behaupten; Bohle sprach von einem "aggressiven Wettbewerbsumfeld". Dazu zählte sie auch das Auto, dessen Benutzung dank niedriger Kraftstoffpreise derzeit vergleichsweise günstig ist.
Tatsächlich gelang es der Bahn, so viele Fahrgäste wie nie zuvor in die Fernzüge zu locken. Doch sei "die Wirtschaftlichkeit auch wichtig", sagte Bohle. Deshalb kommt nun die Preiserhöhung. Der sogenannte Flexpreis - früher Normalpreis - legt im Schnitt um 1,9 Prozent zu. Dabei bewertet die Bahn jede einzelne Strecke unter anderem nach Beliebtheit und Konkurrenzangeboten und legt den Aufschlag entsprechend fest.
Teurer werden auch die Streckenzeitkarten für Pendler, und zwar im Schnitt um 3,9 Prozent. Der Preis für die BahnCard 100, die unbegrenzte Fahrten im ganzen Netz erlaubt, steigt um 2,5 Prozent.
Rund 4,6 Millionen Kunden haben eine BahnCard 25 oder 50 - hier bleiben die Preise stabil. Das gilt auch für Sparpreise und Reservierungen. Teurer werden dagegen Umtausch und Erstattung von Fahrkarten: Das Stornoentgelt steigt um 1,50 auf 19 Euro.
Außerdem testet die Bahn ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember bis Ende 2017 auf sämtlichen Strecken eine nachfrageabhängige Preisgestaltung: An sehr beliebten Reisetagen steigt der Flexpreis. An Tagen, die der Erfahrung nach wenige Reisende anziehen, soll er im Gegenzug sinken. Für das erste Halbjahr wurden laut Bohle bereits 30 Tage mit abweichenden Preisen festgelegt. Die Strecke Frankfurt/Main-München etwa kostet regulär 103 Euro, an beliebten Tagen 106 Euro und an weniger begehrten 100 Euro.
Bohle kündigte zugleich weitere Sparmöglichkeiten ab Dezember an. So können Sparpreise künftig über alle Vertriebsweg 180 Tage im Voraus gekauft werden - bisher ging dies etwa via Internet nur maximal 90 Tage vor Reisestart. Auch werde es weiterhin Aktionen mit dem 19-Euro-Spezialpreis geben. Das Europa-Spezial werde zudem auf weitere internationale Verbindungen ausgeweitet.
Ebenfalls ab dem Fahrplanwechsel verspricht die Bahn allen Kunden kostenloses WLAN auch in der zweiten Klasse. Dabei wird aber anders als in der ersten Klasse das verfügbare Datenvolumen begrenzt. An den letzten Details arbeitet der Konzern noch. Für zwischenzeitlich diskutierte kostenlose Reservierungen in der zweiten Klasse hingegen gibt es laut Bohle "keinen wirtschaftlichen Spielraum".
Zufrieden zeigte sich die Fernverkehrschefin mit der Entwicklung der Pünktlichkeit: Von Januar bis August seien 78,7 Prozent der Fernzüge pünktlich gewesen - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum mit 75,8 Prozent. Offizielles Ziel der Bahn ist eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent.